Der kleine Unterschied. Emmanuel Macron empfängt 180 Sterneköche, Martin Schulz braucht dringend Currywurst.

Es war ein Bild, wie man es sich in Deutschland kaum vorstellen kann. Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron hat in der letzten Woche 180 französische Sterneköche in den Elysee-Palast in Paris eingeladen und zu diesem Anlass eine beachtliche Rede gehalten. Sie zeigt mehr als deutlich, wie unterschiedlich im Vergleich zu Deutschland die Position der Spitzenküche in Frankreich ist – vor allem aber auch, wie unterschiedlich die Wertschätzung kulinarischer Qualitäten ausfällt.

Ausgehend von dem Satz, dass die Ernährung sehr wohl eine Angelegenheit des Staates ist, beschränkte sich Macron aber nicht auf allgemeine Sätze zur Bedeutung gesunder Ernährung und guter Produkte, sondern stellte explizit die Arbeit der Spitzenköche in den Mittelpunkt. Die vielen Gäste aus dem Ausland kämen vor allem wegen der französischen Gastronomie ins Land, und das sei genau so auch erwünscht. Und diese Gastronomie werde vor allem von den Sterneköchen repräsentiert. Sie stünden mitten in der Gesellschaft und hätten für sie eine zentrale Bedeutung. Macron erinnerte an die Aktion „Good France“, bei der im Jahre 2015 erstmals 1000 Restaurants und alle französischen Botschaften weltweit ein französisch inspiriertes Menü angeboten hätten. Diese Zahl soll bis zum Jahr 2022 auf 10.000 Restaurants steigen. Insofern sei auch jeder der Sterneköche ein Botschafter von Emotionen und spektakulärer Ereignisse.

Der französische Staatspräsident verwies auch auf den Zusammenhang zwischen der Arbeit der Köche und den Bauern und Produzenten hin. Die Köche wären es, die für Qualität der Produkte und einen positiven Zusammenhang mit Ökologie und Umwelt sorgten, sie wären nicht nur die Botschafter der Küche nach außen, sondern auch die Botschafter ihres „Terroirs“. Außerdem wären die Spitzenköche mit ihrer Art der Arbeit, mit ihrer Suche nach Perfektion ein berufliches Vorbild für die Jüngeren. Die Meisterköche sollten mit ihrem hohen qualitativen Anspruch nie aufhören, sie sollten weiter erklären, weiter die Augen öffnen. „Es ist eine Art von Würde in dieser Exzellenz“, beendete Macron seine Rede, „eine Würde, die nicht auf das Geld und auf Ehrungen sieht“, sondern sich täglich im sozialen Leben, im Nutzen für die ganze Zivilisation beweist. „Ihre Rolle ist ungeheuer wichtig, und aus all diesen Gründen zähle ich auf Sie, wie Sie auf mich zählen können. Ich danke Ihnen.“

In einer anderen Geschichte hatte First Lady Brigitte Macron im Zusammenhang mit der Veranstaltung im Elysée berichtet, dass sie und ihr Mann viele der Spitzenküche persönlich kennen, weil sie immer dann, wenn es etwas zu feiern gibt, ganz selbstverständlich in ein Spitzenrestaurant gehen. Derweil berichtet der „Spiegel“ in seiner aktuellen Ausgabe in einer großen Story über den Wahlkampf des SPD-Spitzenkandidaten Martin Schulz aus dem Hotel Mövenpick in Berlin, seiner bevorzugten Hoteladresse: „Er bestellt Currywurst mit Pommes und Mayo, ein Gericht, das er in diesen Tagen immer öfter zu sich nimmt“. Es scheint nicht das richtige Futter gewesen zu sein.

Die Rede von Emmanuel Macron brauche ich wohl nicht weiter zu kommentieren. Bis sie jemals bei uns gehalten würde, brauchen wir noch etwas, dessen Auswirkungen und Reichweite man nicht unterschätzen sollte: Den kulinarischen Umbau der Gesellschaft.

5 Gedanken zu „Der kleine Unterschied. Emmanuel Macron empfängt 180 Sterneköche, Martin Schulz braucht dringend Currywurst.“

  1. Leute,die keine Ahnung vom Kochen haben,Koennen auch keine Ahnung vom Essen haben!Da sind halt die Franzosen um Laengen voraus.Unqualifizierte Kommentare machen alldas nur unertraeglicher!Eine Nation,die ihre besten Koeche ehrt kann man nur toll finden und hoffen,dass sie nicht die gleiche Probleme hat Nachwuchs zu finden fuer diese einzigartigen Beruf!

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  2. Wenn man sich die restliche französische Gesellschaft anschaut, sei es Arbeitslosigkeit, soziale Absicherung oder Rassenunruhen dann sollte man dem französischen Präsidenten evtl. Empfehlen mehr Currywurst zu essen und sich nicht um belangloses wie Sterneküche zu kümmern! Viele Grüße in die Filterblase…

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    • Essen ist Kultur, die französische Ess- und Trinkkultur ist natürlich anzustreben weil sie ein Genuß für alle Sinne ist, sie macht das Leben lebenswerter und ist gleichzeitig ein florierender Wirtschaftszweig, die Kritik ist ganz klar unzutreffend.
      Mein Vorschlag : einfach nach Frankreich fahren und in einem guten Restaurant einen angenehmen Abend nach Möglichkeit in Begleitung, verbringen !

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