Die Zukunft des Essens

Ok, jetzt ist es raus und es ist die Wahrheit. Nicht nur weil es gebetsmühlenartig in den Medien wiederholt wird, sondern auch, weil es von allen Seiten unterstrichen wird.

„Die Ernährung der Zukunft sollte aus mehr Gemüse, frisch zubereitet und möglichst aus der Region und weniger Fleisch und wenn schon, dann aus artgerechter Haltung, bestehen.“

Das ist griffig zu formulieren und politisch zu 100% korrekt.
Aber bleiben wir doch mal bei den Tatsachen. 75% aller Nahrung werden industriell hergestellt. Erst durch die Entdeckung der Geschmacksverstärker wurde die industrielle Produktion von Lebensmitteln möglich und genießbar. Die Lebensmittelindustrie entschlüsselte die menschlichen Grundbedürfnisse nach energiereicher Nahrung, die ein Erbe der Genetik sind, und die Befriedigung des Jagdtriebes, durch die Schnäppchenjagd machten innerhalb weniger Jahrzehnte aus Lebensmitteln eine zucker- und fettgeladene, sehr preiswerte Masse, die das Leben, das in ihnen stecken sollte, schon lange ausgehaucht hat. Reste dieses Lebens werden spätestens mit der Zugabe von 2200 zugelassenen Zusatzstoffen komplett zunichte gemacht.

Massentierhaltung verwüstet nicht nur unseren Planeten, baut auf Tierquälerei und macht Keime durch die omnipräsenten Antibiotika resistent. Allein durch diese Keime sterben in Deutschland jedes Jahr 25.000 Menschen. Dennoch ernten alle diese Produkte bei den Verbrauchern höchstes Vertrauen.
Dieses Vertrauen macht es möglich, dass wir alle fett und krank altern, obwohl die Zeit des Wohlstandes und dem unbegrenzten Zugang zu Lebensmittel uns genau das Gegenteil erlauben würde.

Jeder von uns trägt in sich ein Gefühl, dass da irgendwas nicht stimmen kann, dass es einfach unmöglich sein muss, für so wenig Geld qualitativ hochwertige Lebensmittel zu produzieren. Oft bekommt man Hinweise aus der Presse oder dem Internet, dass diese Preise nur auf Kosten der Ärmsten, der Verpanschung mit Aromen oder der Zerstörung der Umwelt zu bewerkstelligen sind, aber wir vertrauen der Lebensmittelindustrie tagtäglich unsere Ernährung, unsere Gesundheit und zum Schluss die Gesundheit und die Zukunft unserer Kinder an.
Wieso dieses Vertrauen immer noch besteht, ist eigentlich unbegreiflich. In den letzten 20 Jahren sind Lebensmittelskandale um BSE, Ehec und Gammelfleisch dermaßen zum Tagesgeschehen geworden, dass man sie in den Zeitschriften überliest und in den Nachrichten überhört. Ähnlich wie eine Hungersnot in Biafra. Weil, die ist ja so weit weg und betrifft uns nicht.

Bei Lebensmittel ist es jedoch anders. Es betrifft uns. Egal ob es das Dioxin, die Salmonellen, der Norovirus oder eben die multiresistenten Keime sind. Sie betreffen uns. Entweder direkt mit der Speise oder indirekt durch resistente Keime im Krankenhaus und durch Ansteckung.

Jeder von uns wäre theoretisch in der Lage nach der oben proklamierten Prämisse zu leben und es wird auch eine gewisse Trendwende geben, allerdings wird diese im Verhältnis zum Vertrauen zur Lebensmittelindustrie stehen. Solange es die multinationalen Lebensmittelproduzenten schaffen unser Bedenken mit einem geschickt gemachten Werbespot oder mit irgendwelchen gesundheitsfördernden Zusatzstoffen vom Tisch zu wischen, wird die Entwicklung zum besseren Essen sehr schleichend vorangehen.

1 Gedanke zu „Die Zukunft des Essens“

  1. Chapeau! Danke, Herr Bos – die komplexen und fatalen Widersprüche zwischen Wissen und Handeln in wenigen Sätzen dargestellt. Genau das, was mein Hashtag #lidllohntnicht auf eine gut gemachte Kampagne eines Discounters antworten sollte – die Geister, die wir als homines oeconomicus riefen, sollten wir schleunigst wieder loswerden… Oder wenigstens unter Kontrolle bringen.

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