Glosse: „Ein kurzer und pointierter, oft satirischer oder polemischer, journalistischer Meinungsbeitrag“ (aus Wikipedia)
Das AfD – Plakat mit dem Bild von einem Ferkel (kulinarisch bisweilen: „Milchferkel“, oft „U5“, d.h. unter 5 Kilogramm schwer) und der Textzeile „’Der Islam’ ? Passt nicht zu unserer Küche“, wird vielen Leuten schwer im Magen liegen. Ja, es gibt religiöse Nahrungsgebote und -verbote, und diese Vorschriften stehen oft im Gegensatz zu anderen Regeln anderer gesellschaftlicher Gruppierungen – bis hin zu grenzwertigen Praktiken, die juristische Probleme mit sich bringen können (wie etwa das Schächten und der Tierschutz). Die AfD-Aussage aber spielt mit einem diffusen Bild von der deutschen Küche, das von einem enormen Mangel an Logik und gedanklicher Durchdringung geprägt ist. Ein PR-Slogan eben, der treffen soll, obwohl er im Grunde Bizarres aussagt. Mir stellen sich da eine ganze Reihe von Fragen:
Ist das sehr junge Schwein typisch für die deutsche Küche? Ist das Schlachten von Tierbabys gemeint, die irregeleitete Feinschmecker nur deshalb essen, weil sie besonders weich sind und eigentlich noch gar nicht richtig nach dem Tier schmecken, das aus ihnen später einmal werden soll?
Wo bleibt der Aufschrei der Vegetarier und Veganer, die durch diese AfD-Wahlwerbung ebenfalls als nicht zur deutschen Kultur passend eingeordnet werden, weil typisch „deutsch“ ja anscheinend nur Diejenigen sind, die Schweine essen?
Was ist mit der Currywurst, die ja synonym für die SPD steht? Einerseits ist sie ja vom Fleisch her dann deutsch, andererseits wird für sie eine orientalische Gewürzmischung benutzt, die – man ahnt den Zusammenhang – wie viele beliebte Gewürzmischungen ausgerechnet in Ländern populär ist, in denen auch der Islam eine große Rolle spielt.
Passt Currywurst also auch nicht zur deutschen Küche?
Passt Schwein in Form von labbrig-überwürzten Würsten und schlechtem Brauhausessen überhaupt zur deutschen Kultur? Man könnte sich eher ein Plakat vorstellen, auf dem im Hintergrund die Köpfe von Goethe, Schiller, Beethoven und Luther zu sehen sind, vorne ein Bild von Currywurst und der Aufschrift „Currywurst? Passt nicht zur deutschen Kultur“. Das wär doch mal was.
Was ist mit einem Zwiebelverbot? Gut, dass die Grünen nicht aus Gründen des Immissionsschutzes (menschliche Ausdünstungen aller Art) die Zwiebeln verbieten wollen. Einmal würden sie damit quasi den Islam verbieten, und zum anderen müssten die Feinschmecker und Gerneesser auf die gesamte französische Küche verzichten, die schließlich eine ausgemachte Zwiebelküche ist, bei der bis in den Saucenansatz der besten Saucen hinein überall und ständig Zwiebeln zum Einsatz kommen.
So gesehen geht dieses Wahlplakat kulinarisch wirklich komplett nach hinten los.
Raus mit denen
Uddudjdjdjjj
Dieses Plakat ist nicht nur Islamophob sondern auch zutiefst antisemitisch! Jüdische Mitbürger dürfen auch kein Schweinefleisch essen.
Dieses Plakat ist genauso wirr wie viele AfD-Politiker die mit ihren kruden Thesen und Phrasen mit den Sorgen und Ängsten der Menschen spielen ohne diese Ernst zu nehmen. Denen geht es nur darum, ihre eigene Unzulänglichkeit hinter der Fratze rechtspopulistischer Demagogie zu verstecken. Fehlt nur noch der Klumpfuß!
Lieber Jürgen Dollase,
selbst in einer Glosse finde ich es zu weit hergeholt und vollkommen unrealistisch, einen Zusammenhang zwischen AfD und Logik / gedanklicher Durchdringung auch nur in Erwägung zu ziehen.
Grüße, rahu
Heute schon Schwein gehabt?
Das steckt ja überall drin. Inzwischen, früher konnte man es noch gut erkennen. Heute wird es verwurstet und gelatine mäßig geklont in fast alle Lebensmittel geworfen, denen man im Supermarkt habhaft werden kann. Selbst das Knochenmehl taucht in Hundefutter auf. Dei Komplettverwertung eines Lebenwesens ist noch nie so gut gelungen wir bei den Schweinen. Und das beschreibt eben – unsere Kultur. Da ist nix mehr mit übrig lassen.
Ob das unsere Kultur ist, wissen wir nicht. Ich denke auch die AfD setzt nicht nur auf den Spanferkelbraten, allderings scheint er für sie der Inbegriff deutscher Esskultur zu sein. Immerhin machen sie damit eine Aussage zum professionellen Töten und Verwursten. Dabei hat der Gauland doch immer nur einen goldenen Hund auf der Krawatte. Zeit das sich das ändern wird.
Nehmen wir lieber das Schwein dafür und befördern es zum Wappentier der AfD.
Passen würde es – auf der Krawatter meine ich. Wo sonst denn
carinaka
Liebe/r carinaka,
ich finde, dass den meisten Schweinen genug Gewalt angetan wird. Nicht auch das noch!
Selaginella
PS.: Auch ich esse Schweinefleisch, gerne!
>> Dei Komplettverwertung eines Lebenwesens ist noch nie so gut gelungen wir bei den Schweinen. Und das beschreibt eben – unsere Kultur. Da ist nix mehr mit übrig lassen.
Dass die Komplettverwertung hinterfragt wird, ist ungewöhnlich, häufiger hört man die Aussage »Wenn wir das Tier schon töten, dann sollten wir es auch komplett aufessen, nicht nur das Filet«. Dabei hat man das schon immer getan – in jeder Kultur, nicht nur in unserer. Die Verwertbarkeit des Lebewesens »Nutztier« ist die Voraussetzung, dass es überhaupt existiert. Bevor es verwertet wird, muss man Geld in es hineinstecken und wo man hineinsteckt, will man so viel wie möglich wieder entnehmen, das ist simple ökonomische Logik. Sicher kann man der Meinung sein, Tiere zu essen, wäre verwerflich und die Nutztierhaltung müsse konsequenterweise abgeschafft werden. Wenn Sie aber das Essen von Tieren grundsätzlich bejahen, sehe ich nicht, was an einer Kultur des Übriglassens besser wäre.