Was mit so einer knackigen Überschrift beginnt, mausert sich sicher zu einer Hetztirade gegen fleischlose Ernährung. Besonders wenn der Bericht aus der Feder von so einem Delikatessentypen wie Ralf Bos stammt. Weit gefehlt.
Die fleischlose Ernährung ist extrem erstrebens- und bewundernswert. Davon ausgehend, dass nur elf Prozent aller Menschen, die sich fleischlos ernähren, dieses tun, weil Fleisch ihnen nicht schmeckt, also aus rein praktischen Gründen, bleiben 89 Prozent übrig, die verschiedene, größtenteils ethische Gründe haben, Fleisch in ihrer Ernährung abzulehnen.
Der Hauptgrund ist natürlich die Liebe zum Tier. Jeder Tierfreund, der die schrecklichen Meldungen in den Fernsehsendungen gesehen oder in kritischen Magazinen gelesen hat, spielt mehr oder weniger ernsthaft mit dem Gedanken der fleischlosen Ernährung. So auch ich.
Da ich nebenher auch noch ein nicht ganz untalentierter Koch, versierter Fachmann in Ernährungsfragen und professioneller Warenbeschaffer bin, würde es mir noch nicht einmal schwerfallen, mich und meine Familie fleischlos und dennoch extrem schmackhaft zu ernähren. Mit dem Zugriff auf bestes und frischestes Gemüse, fantastischen Reis, Getreide und Nudelsorten, epische Öle, Essige und Gewürze und natürlich die Wunderwaffen der schmackhaften fleischlosen Küche: Käse, Eier, Sahne und Milch, würde ich es schaffen, an 365 Tagen im Jahr für ein wirklich gutes, qualitativ hochwertiges und wirklich leckeres Mittag- wie Abendessen zu sorgen, bei dem der Fleischanteil nicht vermisst werden würde. Frühstück und Snacks sind bei uns eh größtenteils vegetarisch.
Und um es ganz klar zu formulieren, ich wäre aus dem oben angeführten Grund, nämlich der Tierliebe, gerne Vegetarier. Es gibt nur einen Grund, der mich davon abhält, Vegetarier zu sein: Ich kann es nicht. Ich bin hochgradig fleischsüchtig. Der Anblick eines saftigen Steaks lässt mir das Wasser im Mund zusammenlaufen. Ein knuspriges Hühnchen zwingt mich zum Reinbeißen. Es sind der Geschmack und die Textur von gebackenem Kalbsbries und knackigen Meeresfrüchten, denen ich nicht widerstehen kann.
Ich habe es versucht, aber ich halte es nicht aus. Nach spätestens einer Woche drehen sich alle meine Gedanken und alle meine Gespräche nur noch um den Entzug von Fleisch. Und der wiederum lässt mich nicht einschlafen oder nachts aufwachen. Mir ist es in so einer Phase sogar schon einmal passiert, dass jemand “Guten Morgen“ zu mir sagte und ich mit “Mettwurst“ antwortete, weil ich in der Phase einfach an nichts anderes denken konnte.
Dennoch bin ich der Meinung, dass die oft skandierte Parole “Esst weniger Fleisch, aber dafür Gutes!“ genau der richtige Weg ist. Leider ist diese Weisheit in der richtigen Welt zu einer Scheinparole geworden. Also man sagt es, weil es politisch korrekt ist, man handelt aber nicht danach. Denn gutes Fleisch aus artgerechter Haltung ist teuer, und das will man ja auch nicht. Trotzdem sollte dieser Gedanke wie ein Samenkorn eingepflanzt, gehegt und gepflegt werden. Jeder, der diesem Gedanken folgt, schwächt die Diktatur des Preises und verhilft dem Tier zu einem würdigen Dasein. Es gibt auch noch einen zweiten Grund, der mir das Vegetarierleben auf Dauer vermiesen würde. Es ist der Geschmack und die Qualität, der sich im Handel befindenden Gemüse, Früchte und Salate.
Da wir kein frisches Obst und kein Gemüse führen, kaufen wir, genau wie die meisten anderen vollzeitarbeitenden Familien, unsere Lebensmittel am Wochenende ein. Wenn es zeitlich auskommt, kaufe ich mein Obst und Gemüse auf dem Düsseldorfer Wochenmarkt am Carlplatz. Dort habe ich einen Lieblingsstand: Obst Schier. Michel Schier, der Besitzer, ist seit über 50 Jahren Vegetarier, und zwar aus dem Grund, weil er Obst und Gemüse, Salat und Kartoffeln einfach am allerliebsten isst. Die Freude im Umgang mit diesen Produkten spiegelt sich in seiner Auswahl wider. Er schafft es, die leckersten und frischesten Produkte im Großraum Düsseldorf anzubieten. Und die Sachen, die wir beim Schier kaufen, garantieren eine schmackhafte Woche.
Manchmal schaffen wir es aber nicht zum Carlsplatz, oder brauchen unter der Woche etwas Grünes. Dann kaufen wir auf dem Heimweg im Supermarkt ein. Das, was wir da kaufen, das kann man durchweg essen. Muss man aber nicht. Michel Schier hat das mal sehr schön auf den Punkt gebracht, als er sagte: “Wenn ich nur den Mist aus dem Supermarkt essen müsste, dann wäre ich schon lange kein Vegetarier mehr.“
Auch hier ist klar, dass der Preisdruck zulasten der Frische und der Qualität geht. Der Schlüssel zur perfekten Ernährung, die nicht nur gut für den Körper und die Gesundheit ist, ist demnach eine Diät aus viel frischem Obst und Gemüse vom Bauern oder vom Wochenmarkt, gepimpt mit Käse, Eiern und Sahne, für eine ordentliche Proteinversorgung und einen hohen Genussfaktor und hin und wieder ein ordentliches Stück Fleisch aus guter und artgerechter Haltung. Für die, die auf Fleisch verzichten können, gerne auch fleischlos.
Widmen wir uns jetzt einmal dem Thema der veganen Ernährung. Aus gesundheitlicher Sicht ist vegane Ernährung nur in Ausnahmefällen empfehlenswert. Das sind die Fälle, bei denen der Veganer sich professionell mit seiner Ernährung auseinandersetzt. Der Hauptgrund ist folgender: Wir Menschen bestehen größtenteils aus tierischem Protein (Eiweiß), denn physikalisch sind wir auch nur Säugetiere. Unsere Muskeln und Organe müssen sich, um gesund zu bleiben, ständig erneuern. Der Baustoff für die Erneuerung ist ebenfalls tierisches Protein. Dieses setzt sich aus 14 verschiedenen Aminosäuren zusammen. In tierischem Eiweiß wie in Fleisch, Milchprodukten, Eiern und Käse sind diese 14 Aminosäuren enthalten und unser Dünndarm kann daraus Bausteine für unsere Muskeln und Organe herstellen.
Vegane Lebensmittel haben jedoch niemals die komplette Menge an Aminosäuren, die man zur Herstellung von menschlichem Protein braucht. Meist haben pflanzliche Proteine nur acht bis zwölf der Aminosäuren. Da verschiedene Pflanzenproteine jedoch verschiedene Aminosäuren in sich haben, muss man bei der veganen Ernährung immer sehr geschickt kombinieren, um auf die wichtigen 14 zu kommen. Man muss also genau wissen, welche Aminosäuren sich in Tofu, Hülsenfrüchten und Nüssen befinden und darf diese nie ohne die anderen essen. Wenn man nämlich nur zwölf oder 13 der 14 Aminosäuren zu sich nimmt, versucht der Dünndarm, daraus Proteine zu bauen, scheitert jedoch und gibt sie an den Dickdarm weiter. Der kann aber auch nichts mit den unvollständigen Proteinen anfangen und scheidet sie aus.
Bei erwachsenen Veganern mag es ja noch irgendwie möglich sein, das halbwegs nachzuhalten und seine Proteine zusammenzubringen, bei jungen Menschen, insbesondere bei Kindern sieht es da schon anders aus. Der Geschmack veganer Produkte ist nicht kindgerecht und Kinder lehnen ab, was ihnen nicht schmeckt. Auch wenn sie hungrig sind. So kommt es bei Veganer-Kindern zwangsläufig zu Mangelernährung. Eine Grundschullehrerin aus einem der besseren Stadtteile von Essen, die schon auf fast 40 Jahre Berufserfahrung zurückblicken kann, sagte mir, wenn im Sommer die I-Dötzchen in die Schule kommen, braucht sie nur einmal über die neue Klasse zu schauen und sie weiß sofort, welche zwei oder drei Kinder Veganer-Kinder sind. Mickrige blasse Kinder. Und das bessert sich auch in der Grundschulzeit nicht, sagt sie. Die bleiben immer mickrig und meist auch ausgegrenzt.
Kein Wunder, denn wenn die anderen Kinder ihre Schulmilch trinken, muss das Veganer-Kind Sojatrunk trinken. Wenn die anderen Kinder zu Sankt Martin gripschen gehen und sich über ihre Süßigkeiten freuen, muss das Veganer-Kind die Schokolade und sogar die Gummibärchen abgeben, weil da ja tierische Gelatine drin ist, und darf nur die Äpfel und Nüsse behalten. Wie grausam ist das denn? Aus diesem und nicht nur aus diesem Grund halte ich die vegane Ernährung von Kindern für einen kriminellen Akt.
Aber es ist nicht nur der körperliche gesundheitliche Aspekt, der die vegane Ernährung absurd erscheinen lässt, es ist auch die geistige Gesundheit, die darunter leiden kann. Um eine gesunde Psyche aufrechtzuerhalten, benötigt man verschiedene Impulse. Besonders positive Impulse sind der gesunden Psyche höchst zuträglich. Eine Belohnung ist ein positiver Impuls und die höchste bekannte Form der Belohnung ist der Genuss. Wer sich also gegen den Genuss sperrt, verhindert ohne Not positive Impulse.
Wenn man es nicht schafft, sich anderweitig zu belohnen, ist eine psychische Störung auf Dauer unvermeidlich. Die Ausrede, man könnte die entgangenen kulinarischen Genüsse mit Sex wieder wettmachen, lasse ich erst mal nur bei Frauen gelten. Männern fehlen bei veganer Ernährung die Proteine, um ein intaktes Sexualleben aufrecht zu erhalten. Womit wir bei den Helferlein wären. Natürlich gibt es Möglichkeiten, die fehlende Manneskraft durch Pillen zu stärken. Genauso gibt es Mittel, veganen Lebensmitteln Geschmack einzuhauchen. Aber ist es nicht so, dass unser Körper ein Tempel ist, und dass wir dafür sorgen müssen, dass dieser Tempel ein Leben lang in bestmöglicher Kondition von Jahrzehnt zu Jahrzehnt getragen wird?
Plötzlich wird das vernünftige Ernährungsschema aus frischen und gesunden Komponenten durch vegane Ernährung, die sich ja eigentlich gesund anhört, auf den Kopf gestellt. Jetzt sind Unmengen von Fett notwendig, um wenigstens halbwegs Geschmack vorzugaukeln. Bindemittel und E-Nummern werden plötzlich wieder salonfähig, weil man den Papp sonst nicht in Form bringt; Nahrungsergänzungsmittel, um sich körperlich halbwegs beieinander zu halten und Viagra, damit es im Bett halbwegs klappt. Das kann doch nicht richtig sein.
Und damit kommen wir zur Kernfrage dieses Berichts. Wie kann so eine augenscheinlich unsinnige Ernährung zu einem solchen Trend werden?
Zuerst einmal ist festzustellen, dass die meisten Veganer jüngeren Alters sind. Ältere Menschen haben bereits so viel Lebenserfahrung, dass ihnen ihre angelernte Erfahrung sagt: Das kann nicht gut für mich sein. Aber wieso werden so viele junge Menschen Veganer? Die Antwort liegt auf der Hand. Wer in den 1960er Jahren geboren wurde, wird sich als Junge noch gut daran erinnern, wie die Eltern ausgerastet sind, wenn man sich die Haare über die Ohren hat wachsen lassen. Sofort beschlossen sie, dieses furchtbare Balg nirgendwo hin mehr mitzunehmen, und was werden denn überhaupt die Nachbarn dazu sagen?
Bei den Mädels waren es die kurzen Röcke, die die Eltern zum Wahnsinn und in die Verzweiflung trieben. In den 1970er Jahren wurden dann lange Haare bei den Jungs und Miniröcke bei den Mädels modern, und man konnte die Eltern mit langen Haaren oder kurzen Röckchen nicht mehr schocken. Da brauchte man härtere Kaliber. Bei den Jungs machten sich da Ohrringe ganz gut. Bei den Mädels waren Ohrringe ja okay, deshalb griffen sie zu Sicherheitsnadeln in Ohren und anderen Körperteilen, um ihre Vorfahren zu schocken. Das ging ein paar Jahre gut, wurde dann aber irgendwann zu wenig. Es folgten weiche Drogen, Punkfrisuren, Technomusik, Grufti Outfits, Piercings, Tattoos und Emo Style, um die gewünschten Effekte zu erzielen.
So um 2005 kam dann der Bruch in der Serie. Fünfzehnjährige, die nach 1990 geboren wurden, hatten nichts mehr, mit dem sie ihre Eltern schocken konnten. Die Eltern, die in den 1980er und 90er Jahren erwachsen geworden sind, hatten die besseren Drogen, die härtere Musik, die cooleren Klamotten, die stylishsten Tattoos und Piercings. Und wenn sie es nicht hatten, dann fanden sie es zumindest cool und nicht abstoßend.
Lange Zeit stand es schlimm um die armen pubertierenden Jugendlichen, deren Hormone ihnen ja befahlen, irgendetwas zu machen, was die Eltern schocken, verängstigen oder sonst wie aus der Fassung bringen könnte. Im Osten von Deutschland fand die Jugend heraus, dass es die Eltern stark frustrierte, wenn man sich den Schädel rasierte, Springerstiefel anzog und in Bomberjacken gegen Ausländer skandierte. Da die Ausländer in Ostdeutschland sehr selten sind und die Neonazi-Kollegen schon schnell auf eine beträchtliche Menge heranwuchsen, war es auch relativ gefahrlos, mit den unverkennbaren Insignien der braunen Suppe durch die Straßen zu ziehen und hirnlos ausländerfeindliche Parolen zu grölen.
Im Westen waren die Eltern nicht weniger geschockt, wenn ihre Kinder sich in hirnlose Skinheads verwandelten. Nur war es hier viel gefährlicher. Denn im Westen, und besonders in den Großstädten, ist der Ausländeranteil hoch, und wenn man hier ausländerfeindliche Parolen grölt, dann kommt der Türke und haut einem (mit Recht) eins aufs Maul. Keine gute Idee für einen Jugendlichen im Westen.
Aber haben wir nicht ganz am Anfang herausgefunden, dass erwachsene Menschen die gesundheitliche Gefahr veganer Ernährung instinktiv spüren? Und ist es nicht so, dass die Gesundheit der Kinder das wichtigste Gut im Leben der Eltern ist? Da muss man doch was draus machen können. Also erklärt sich der aufgeklärte Jugendliche kurzerhand zum Veganer. Das schockt. Und im Vergleich zum Neonazi tut es nicht so weh. Und eigentlich ging es ja immer nur darum, die Eltern zu schocken, ohne dass es einem selbst besonders weh tut. Deshalb haben sich auch Brandings nie richtig durchgesetzt, obwohl sie ein nicht zu verachtendes Elternschockpotenzial haben.
Aber vegan funktioniert. Vegetarisch funktioniert nicht. Damit ist dann höchstens mal ein bisschen Mitleid zu erhaschen. Wie, du isst kein Fleisch mehr, nur noch Beilagen? Aber Frikadellen isst du doch noch, wenn ich sie mache? Vegetarische Kost ist nicht gefährlich und auch nicht kompliziert. Man lässt einfach das Fleisch weg. Vegan ist da was ganz anderes. Da kann man nicht einfach so wie immer. Kochen ohne Butter, ohne Eier, mit Sojamilch und Tofu und all so einem Krempel. Das ist unbequem und obendrein gar nicht lecker. Und gefährlich ist es auch, was denkt sich das Kind nur dabei. Als liebende Eltern muss man jeden Einkaufs- und Arbeitsschritt genau hinterfragen, ob da nicht doch irgendein tierisches Produkt irgendwo drin ist. Man fügt sich natürlich dem Kind, obwohl es einem vollkommen absurd vorkommt, dass man plötzlich auf Honigbrote, Federkissen oder Lederschuhe verzichten muss. In der Fantasie der Eltern ist es vollkommen klar, dass man aus Tierliebe auf Fleisch verzichtet, und auch die Vorstellung, dass man eine Ziege, ein Schwein oder ein Rind im eigenen Garten hält, es dann tötet und isst, klingt für intelligente erwachsene Menschen absurd. Eine eigene Kuh oder Ziege zu melken, im Hühnerstall die Eier einzusammeln oder im Bienenstock den Honig gegen Zuckerwasser zu tauschen, das ist doch Kindergeburtstag. Da ist doch nix Schlimmes dran. Und realistisch betrachtet kann das nicht der ausschlaggebende Grund für vegane Ernährung sein.
In letzter Konsequenz muss man hier feststellen, dass dieser überflüssige Genussverzicht nicht nur schlecht für den Körper, sondern auch schlecht für den Geist ist. Und so ein verwirrter Geist ist natürlich schnell paranoid und verbittert, kann die Welt und sich selbst nicht leiden. Auch leidgeprüfte Eltern verlässt da manchmal die angeborene Elternliebe, und man fängt irgendwann an, die eigenen Kinder natürlich erst mal nicht zu verstehen, und irgendwann kann man sie dann auch nicht mehr leiden.
Bei den Freunden geht es da schon schneller, weil Veganer ja selber nicht verstehen, warum sie das machen, was sie machen und durch die Mangelernährung zumindest eine kleine Paranoia haben, versuchen sie, ihren Verfolgungswahn entgegen zu treten, und glauben, dass es den Verfolger abschüttelt, wenn man ihm ungefragt genau erklärt, warum die vegane Ernährung der einzig richtige Weg in die Zukunft ist und dass ein veganes Essen trotzdem lecker sein kann. Dieses zusammenhanglose Geschwafel kann man sich ja ein oder zwei Mal anhören, aber dann muss auch mal Schluss sein. Veganer sind aber immun für solche Vibrationen. Sie müssen Gebetsmühlenartig immer und immer wieder ihren Salmon runterrasseln und gleichzeitig eine globale Anklage gegen alle Nichtveganer mit einbauen. Das hält selbst die dickste Freundschaft auf Dauer nicht aus. Zuerst geht man ihm aus dem Weg, dann kann man ihn irgendwann nicht mehr leiden. Und wenn einen zuerst die Freunde, dann die Eltern und man sich selbst nicht mehr leiden kann, dann kann einen keiner mehr leiden.
Zum Schluss noch mal einen Hinweis an die coolen Veganer. Das sind die, die vegane Ernährung als logische Konsequenz aus jahrelanger vegetarischer Ernährung gezogen haben oder Laktoseintoleranz aufweisen. Die, die vegane Ernährung als sportliche Herausforderung sehen und eventuell der schnellste oder stärkste Veganer werden wollen. Oder Köche, deren Challenge daraus besteht, vegan und trotzdem schmackhaft zu kochen. Macht das. Macht das zusammen mit eurer Familie, mit euren Freunden und haltet, wenn ihr cool bleiben wollt, verdammt noch mal die Fresse.
Will man sich seine tägliche Ration Hass und Schwachsinn abholen, muss man nur die richtigen Artikel im Internet lesen. Vielen Dank dafür, dass sie ein Ende des Extrems am Leben halten! Darf ich ihren Artikel zum Thema „Kognitive Dissonanz und daraus resultierende Intoleranz“ verlinken?
Hallo Herr Hartlinder,
vielen Dank für ihren wirklich amüsanten und fundierten Kommentar.
Da wir in den angesprochenen Punkten konform sind, bleibt mir nur liebe Grüße an ihre Gattin zu senden und sie zu bitten, mir zu verraten, wo man noch mehr von ihnen lesen kann.
Hallo Her Bos,
die Gatting bedankt sich und grüßt ebenso – mehr Rant & Rave von mir gibt es auf meinem Blog http://www.themaskedchef.net.
Schöne Grüße
Thomas Hartinger
Oh…o…ka…y! Sehr amüsant und gut geschrieben, wenngleich mir da in einigen Passagen etwas zu laut zum Angriff auf die Veganer geblasen wird. Das schafft wieder neue Kontoversen und mit Sicherheit böse Kommentare, sofern die nicht zensiert oder gar nicht erst freigeschaltet werden.
Ich möchte vorweg schicken, dass meine Missus seit nunmehr 2 Jahren aus ebendiesen Gründen, die Ralf Bos hier u.a. als Gründe fürs Veganertum erwähnt, nämlich ethische Gründe, Fleisch verweigert. Fisch isst sie zwar noch, aber das ist nur eine Frage der Zeit. Mit mir als ’schlechtere Hälfte‘, bekennendem Omnivoren und Foodblogger ist das oft nicht so einfach, denn ich schwinge mein Zepter in Form des Kochlöffels täglich in unserer Küche. Sie ist glücklicherweise ziemlich easy, wenn mal die Brühe für einen Gemüseeintopf doch auf Fleischbasis ist und spuckt es mir nicht quer über den Tisch ins Gesicht. Alles, was Tiere freiwillig geben, also Eier und Milchprodukte stellen ebenfalls (noch) keine Barriere für sie dar.
Für mich hat Fleisch, insbesondere sogenanntes ‚gutes Fleisch‘ in den letzten 2-3 Jahren allerdings auch ‚ein Gschmäckle‘ bekommen. Endlose Testbestellungen bei ‚Luxusfleisch-Anbietern‘, tagelange Recherchen, schriftliche und telefonische Anfragen bei solchen Anbietern haben viele Fragen beantwortet, aber auch viele Fragen offen gelassen. Es ist unbestreitbar, dass sich da ein Trend entwickelt, hin zu ‚artgerechter Tierhaltung‘ (was ich hier sehr bewusst in “ setze), Regionalität und stressfreier (oder -reduzierter) Schlachtung, doch was machen die Anbieter? Unglaublich viel Hochglanzwerbung, eben diese Schlagworte aus dem vorangegangen Satz werden gerne und viel herausgestellt. Und dann stellt sich heraus, dass dieses ‚gute Fleisch‘ auch nur aus einer Fleischfabrik, wie z.B. dem Vion-Konzern kommt. Dank BSE haben wir ja bei Rindfleisch eine erheblich strengere Kennzeichnungspflicht in der EU und der informierte Verbraucher weiß eigentlich, wo er solche Codes für Schlacht- und Zerlegungsbetriebe recherchieren kann – machen ab die wenigsten. Hauptsache, man hat sein Gewissen beruhigt. Ziemlich interessant wird es bei US-Beef. Schöne Fotos von grasenden Rindern auf endlosen Weiden werden in der Werbung verwendet. Diese Aufzucht ist auch weitestgehend belegbar. Nur – was in der Mast vor der Schlachtung geschieht, bleibt hinter verschlossenen Türen. Keine Informationen zu finden. Antworten von den Großimporteuren amerikanischen Rindfleisches auf Anfrage: unverbindlich.
Bin ich deshalb ein Verschwörungstheoretiker? Ich denke nicht. Ich nenne hier nur ein einziges Unternehmen, GOP – Greater Omaha Packers, Nebraska, US of A, eine der größten Fleischfabriken der USA. Überall in DE auf dem Markt, nicht gerade für wenig Geld. Schmeckt? Ja, verdammt nochmal viel besser als das allgegenwärtige ‚Jungbullenfleisch‘ aus deutscher Herkunft. Woran liegt das? An der artgerechten Haltung/Aufzucht? Blödsinn! Die Amis züchten Fleischrassen, lassen sie in der Tat in ihrem, auch nicht sehr langen Leben, auf endlosen Weiden herumrennen, aber dann kommen sie in die Mast. Werden mit Mais gefüttert. Wo und wie – das lasse ich dahingestellt, denn darüber konnte ich nichts Belastbares in Erfahrung bringen. Und ich trau mich nicht, hin zu fliegen und selbst nachzusehen, ich würde um mein leben fürchten. Gibt es in den US of A eigentlich noch Mais, der NICHT genmanipuliert ist? Wird steroid- und antibiotikafreies Futter verfüttert? Wer kontrolliert das? Wie sicher sind diese Kontrollen? Man muss nur mal ein wenig darüber nachdenken…
Ist so ähnlich wie mit Elektroautos. Wenn plötzlich Millionen von Menschen solche Autos kaufen, dann brechen die Stromnetze zusammen, denn dafür sind sie (noch) nicht ausgelegt. Der Öko-Strom aus Windrädern und Solarkollektoren würde bei Weitem nicht ausreichen, den Bedarf zu decken und die Spitzen werden täglich immer noch mit Kohle- oder Atomkraftwerken aufgefangen. Der plötzliche Bedarf an Luxusfleisch hat die Züchter und Lieferanten in Deutschland überrollt – da kauft dann schon mal der beste Metzger Deutschlands seine Rinderhälften oder -viertel vom Vion-Konzern, zerlegt und verpackt sie als Grand Cru oder Black Label oder wasweißich für teures Geld, aber die Kennzeichnungspflicht straft ihn Lügen. Er kann gar nicht anders, denn es gibt jetzt schon nicht mehr genug Züchter, die die Tiere wirklich artgerecht halten, stressfrei schlachten. etc. etc. Wie bei den Stromautos – nur dass der Kollaps beim ‚guten Fleisch‘ bereits eminent ist.
Was die Amis nach Deutschland liefern ist schwieriger bis hin zu unmöglich, belastbar nachzuprüfen, aber das tolle US-Beef muss nach DE verfrachtet werden – und von Nebraska nach DE sind es immerhin so 6-7.000 km, der Importeur zerteilt entweder selbst, oder liefert die Rinderhälften oder -viertel weiter an Zerteilungsbetriebe oder auch Metzger, die noch selbst zerteilen. Alleine diese Zwischenstufen machen das Fleisch schon relativ ‚unpreiswert‘ für das, was es ist, nämlich wohlschmeckendes Rindfleisch von Fleischrassen (wie sie in DE noch viel zu wenig gezüchtet werden) , aber aus ebenso dubioser Massentierhaltung und Fleischfabriken, wie die, welche hierzulande die Discounter beliefern.
Ich selbst esse immer weniger Fleisch, und das nicht wegen der Missus, sondern weil es gar nicht so einfach ist, an, ich nenne es mal ‚ethisch einwandreies Fleisch‘, zu kommen. Klar ist der Trend in der Händlerlandschaft, ‚gutes Fleisch‘ zu liefern löblich, aber am Ende geht es immer noch schlicht um schnöden Mammon.
Nachdenkliche Grüße
Thomas Hartinger (a.k.a. Tommy Hart oder themaskedchef)