Rosin rockt weiter. In unserem zweiten Gespräch geht es um den TV-Koch, den Koch als Geschäftsmann und die alles entscheidende Authentizität

Für viele Köche scheint die Tätigkeit als TV-Koch eine sehr merkwürdige Erscheinung zu sein. Viele gute Köche wollen nicht, viele Köche sagen, dass das mir ihrem Berufsethos nicht zusammenpasst, aber am Ende des Tages hat man den Eindruck, als ob das Fernsehen doch sehr viele „rumkriegt“. Frank Rosin, Zwei-Sterne-Koch und TV-Koch wird die Sache einmal etwas erhellen – und noch ein paar Dinge mehr…

Frank Rosin privat
Frank Rosin privat
JD: Herr Rosin, fallen wir gleich mit der Tür ins Haus: Wie attraktiv ist die finanzielle Seite eines TV-Kochs?

FR: Meine Tätigkeit im TV ist eine gute Ergänzung meines Restaurantbetriebs.

JD: Gibt es irgendwelche Zahlen?

FR: Zahlen darf ich nicht nennen.

JD: Sind das bei Ihnen Honorare oder haben Sie eine eigene Produktionsfirma?

FR: Ich bekomme für meine Arbeit vor der Kamera ein Entgelt. Ganz einfach.

JD: Viele Mitarbeiter von Sendern wie zum Beispiel ehemalige Redakteure, die heute Talkshows machen, haben mittlerweile eigene Produktionsfirmen, die die kompletten Sendungen an die Sender verkaufen. Da sind dann oft erstaunlich große Summen im Spiel. Wäre das auch etwas für Sie?

FR: Ich stehe auf dem Standpunkt, dass immer der etwas machen soll, der davon am meisten versteht. Wenn ich etwas nicht kann, suche ich mir den, der das kann. Schuster, bleib bei denen Leisten. Ich stehe unbedingt auf Outsourcing.

JD: Interessant. Ich persönlich mache das nach Möglichkeit auch so. Ich mach mein Ding, du machst Dein Ding, nur so können eigentlich gute Spezialisten zusammenkommen.

Björn Freitag (Sternekoch im Goldenen Anker in Dorsten-Mitte und TV-Koch mit div. Sendungen) hat mir einmal – zu einem Zeitpunkt, als er noch nicht so viele Sendungen hatte – gesagt, dass er sein Sternerestaurant, also das, was seinen Status als guter Koch definiert, ohne seine TV-Arbeit nicht halten könnte. Ist da etwas dran?

FR: Das kann ich nicht beurteilen, weil ich sein Geschäft nicht kenne.

JD: Aber ist das vorstellbar?

FR: Wenn er das sagt – ja.

JD: Warum haben viele Köche ein Problem mit den TV-Köchen?

FR: (energisch…) Also, erstens glaube ich, dass einige Köche etwas gegen Fernsehköche haben, weil sie selber nicht entdeckt werden. Zweitens: Warum darf ein Koch nicht komplexer arbeiten? Es ist doch fatal, wenn manche Kollegen zehn Stunden in der Küche arbeiten, und dann bleibt das Restaurant halb leer! Mein Vater hat immer gesagt: „Was du nicht verscheuern kannst, taugt auch nichts!“ Nein, für brotlose Kunst stelle ich mich nicht zehn Stunden in die Küche. Ich habe 1991 mein Restaurant eröffnet und sofort mit den Medien kokettiert, damit ich als junger Mann in einem Ort, in dem mich keiner kannte, auch zügig wahrgenommen wurde.

JD: Der Zug in Richtung TV war also logisch…

FR: Fernsehen ist ein Medium, das in der Welt immer noch Nr. 1 ist, um sich als Marke zu präsentieren, und es gibt bis jetzt keine Alternative. Wenn ich meine Arbeit gut mache, und dafür sorge, dass bei mir im Restaurant alles gut läuft – was Sie Herr Dollase ja wissen – …

JD: …das ist richtig, es ist sehr gut…

FR: …warum soll ich nicht mein Unternehmen mehrschichtig aufstellen, damit es so läuft, wie man sich das bei einem Unternehmen vorstellt?

TitelbildJD: Welche Auswirkungen hat Ihre TV-Arbeit in Ihrem Restaurant gehabt?

FR: Die Auswirkungen waren die, dass Menschen, die normalerweise überhaupt nicht in ein Spitzenrestaurant gehen, durch meine Sendung in ein Sternerestaurant gegangen sind. Da haben welche gesagt: „Herr Rosin, wir haben gespart, um bei Ihnen einmal zu essen.“

JD: So ein Verhalten würde man sich allgemein für die Spitzenküche wünschen, sie ist schließlich nicht ein Ort preisgünstiger täglicher Verpflegung…Meine Frau und ich haben früher übrigens auch immer für Restaurantbesuche gespart, aufgehört zu rauchen und dann immer 5 Mark-Stücke in eine Spardose gesteckt… 

FR: Man muss einfach als Koch auch nach außen hin als Attraktion dastehen. Und daran arbeiten. Coca Cola kennt jeder, aber die haben trotzdem noch den höchsten Werbeetat, damit das auch so bleibt.

Die Vermarktung ist ja in Deutschland immer noch an Personen orientiert. Es wird zum Beispiel immer noch davon geredet: Das Restaurant von Soundso, obwohl der Koch meist ein Angestellter und nicht der Eigentümer ist. Man macht das trotzdem, weil es immer über die Person geht.

Das soll ja auch so sein. Aber jetzt kommt der Punkt: Dann soll sich der Kollege aber auch so aufstellen, dass das Ganze wirklich vermarktet wird. Es sieht jedenfalls ziemlich merkwürdig aus, wenn ein berühmtes Hotel in einer Zeitung eine Anzeige schaltet, man habe jetzt ein Menü von 99 Euro, nur damit das gar nicht so große Restaurant überhaupt immer voll wird. Das ist für mich ein falscher Ansatz von Marketing. Und – wenn sich ein Koch für ein personenbezogenes Marketing zu schade ist, dann würde ich als Arbeitgeber seinen Arbeitsvertrag zerreißen und ihm sagen: „Sorry, dann bist du für ein zukunftsorientiertes Unternehmen einfach nicht geeignet.“

JD: Köche sollten also auf keinen Fall auch nur die geringste Scheu haben, sich zur Marke zu entwickeln?

FR: Auf keinen Fall. Die besten Köche der Welt sind heute alle Marken. Alain Ducasse, Georges Blanc, Paul Bocuse, Heston Blumenthal, Ferran Adrià. Das sind doch alles sensationelle Vorbilder. Aber: warum sind das Vorbilder? Weil sie nicht nur gute und/oder hochinteressante Sachen gemacht haben, sondern weil sie auch gezeigt haben, dass man damit Geld verdienen kann. Wissen Sie, so einfach ist das.

JD: Gehen wir ein wenig in die Details ihrer Arbeit als Fernsehkoch. Wie hoch ist Ihr zeitlicher Aufwand?

FR: Ich habe eine Reihe von festgelegten Produktionstagen im Jahr. Den Rest der Zeit bin ich immer im Restaurant, in meiner Firma. Aber – eben ein wenig so wie Mehdorn, der einmal Chef der Bahn AG war. Der hat ja die Züge auch nicht selber gefahren. Ein Koch, der zehn Stunden in der Küche ist, vernachlässigt sein Unternehmen.

JD: Die Forderung, ein Spitzenkoch müsste immer selber Hand anlegen, ist ja mittlerweile weitgehend vom Tisch. Allerdings – ich weiß nicht, ob z.B. Ducasse selber nicht doch etwas besser wäre als die Leute die in seinen Restaurants kochen…

FR: Meine Kritik an der Vernachlässigung des Geschäftes zielt ja ganz klar auf den Punkt: So lange sich ein Restaurant nicht selber trägt, hat es eigentlich auf dem Markt nichts zu suchen.

JD: Da würde Heinz Winkler ganz heftig zustimmen…
Sie haben ihren zweiten Stern ja mitten während ihrer Arbeit als TV-Koch bekommen

FR: Richtig.

Ein aktuelles Gerichte aus dem Restaurant Rosin
Ein aktuelles Gerichte aus dem Restaurant Rosin
JD: Wie sichern Sie die Qualität in Ihrem Restaurant?

FR: Ich habe einen Küchenchef, der 18 Jahre bei mir ist, ich habe einen Restaurantleiter, der 14 Jahre bei mir ist, die Sommelière ist jetzt 12 Jahre bei mir, und alle sind am Unternehmen beteiligt. Alle bekommen am Ende des Jahres eine ordentliche Bonifikation, sie haben alle einen Dienstwagen, bekommen also in etwa das, was ein Manager in der Industrie in der ersten oder zweiten Ebene bekommt.

JD: Das muss man sich leisten können. Hat denn auch das Bankettgeschäft im Laufe Ihrer Entwicklung stark zugenommen?

FR: Wir nehmen das Bankettgeschäft nicht mehr im üblichen Sinne an, weil …der Jogi Löw spielt ja beim Länderspiel auch nicht mit der B-Mannschaft, sondern mit der A-Mannschaft…

JD: Ausnahmen bestätigen die Regel….

FR: …Wir arbeiten überall nur mit der A-Mannschaft. Wenn ich ein Catering habe, mache ich meinen Laden zu und komme mit der A-Mannschaft. Aber das muss sich dann finanziell so lohnen, dass dieser Move auch ökonomisch sinnvoll ist.

JD: Manche ihrer Kollegen machen das etwas anders. Die haben irgendwo Ressourcen im Hintergrund, die sie je nach Lage der Dinge hinzuziehen können. Und über allem steht dann eigentlich nur noch der Name des Chefs.

FR: Mich interessiert diese Diskussion eigentlich wenig. Den Klempner in München interessiert nicht, wie der Klempner in Hamburg arbeitet. Ich habe noch nie nach rechts oder links geguckt, ich habe immer mein Ding gemacht und damit in 27 Jahren mein Unternehmen aus dem Nichts aufgebaut.

JD: Wie ist exakt die Funktion des Chefkochs in dieser Konstruktion bei Ihnen?

FR: Ich behalte mir vor, alle Gerichte selber zu entwickeln. Es gibt nicht einen Teller, der nicht aus meiner Pfanne kommt. Mein Küchenchef Oliver Engelke, mein Sous-Chef und mein Patissier – wir haben unsere ganze Arbeit präzise strukturiert. Ich weiß genau, was um 13.25 jeder Mitarbeiter macht. Es ist ein minutiös geplanter Zeitablauf, der dafür sorgt, dass die Qualität zu jedem Zeitpunkt die gleiche ist.

JD: Was sagen Sie zu den mehr oder weniger deutlichen Vorwürfen, Spitzenköche als TV-Köche würden sozusagen Ihre Zunft verraten, weil sie sich im Fernsehen meist immer mit irgendwelchen simplen Dingen befassen?

FR: Ich habe den Eindruck, dass das gar nicht das Thema ist und dass da ein Missverständnis existiert. Warum, bitteschön, darf ein Mensch, der sein Leben lang hart gearbeitet hat und dadurch eine gewisse Bekanntheit erzielt hat, das im Herbst seines Lebens nicht nutzen und nicht auch Geld damit verdienen? Es gibt altgediente Kollegen, die mittellos sind. Das ist nicht richtig.

JD: Man kann das Pferd auch andersherum aufziehen. Haben Sie Ziele, was Sie mit ihrer TV-Arbeit über das Geld hinaus erreichen wollen? Sollen die Sachen, die man im TV kocht langsam besser werden oder würden Sie sich Formate wünschen, die ein bisschen anspruchsvoller sind, die das weite kulinarische Spektrum etwas komplexer darstellen?

TV-ShowFR: Ich glaube, dass in erster Linie Authentizität wichtig ist. Mein Ding (Anm. in der TV-Sendung „Rosins Restaurants“) ist zum Beispiel, die Situation zu verbessern, die dadurch entstanden ist, dass quasi jeder ein Restaurant aufmachen kann. Da gibt es Leute, die waren absolut ehrenwerte Handwerker und haben dann einfach beschlossen, zusammen mit ihrer Frau ein Restaurant aufzumachen. Das kann natürlich kaum gut gehen. So lange das so ist, bin ich da und sage den Leuten, was sie tun müssen, um ihren Traum zu realisieren. Und wenn sie keine Chance haben und ich zu dem Ergebnis komme, dass es keinen Sinn macht, weiterzumachen, sage ich das auch.

JD: Sehen Sie Perspektiven, dass sich die Inhalte von Kochsendungen irgendwann einmal ändern oder glauben Sie, dass die Diskussion im Prinzip abgeschlossen ist und das, was jetzt da ist, ein Ding für sich ist, das so oder ähnlich bleiben wird? Eher Entertainment, aber zum Beispiel wenig Nähe zur kreativen Spitzenküche?  

FR: Alles muss Entertainment sein, auch die Gastronomie. Die besten Gastronomen waren immer Menschen mit Ideen, mit einer Art Aura, Leute, die Menschen gefangen nehmen konnten.

JD: Gut, einverstanden. Aber – besteht dann vielleicht die Perspektive, daß man auch das Unterhaltsame, Spannende von wirklich neuer, kreativer Küche einmal richtig ins Fernsehen bekommt?

FR: Wir sind auf einem sehr guten Weg, weil die Zuschauer und die Werbebranche einfach Lust auf Kochformate haben. Wenn solche Sendungen wie „Kitchen Impossible“ Erfolg haben, wo hochdekorierte Kollegen zusammen mit Tim Mälzer alle möglichen Rezepte kochen, wo keine Trivialität existiert, sondern wo Spitzenköche beim Denken, bei der Arbeit gezeigt werden, wo Versagen sogar manchmal das neue Gewinnen ist, dann ist man auf einem guten Weg.

JD: Hat Netflix mit dem Erfolg der Sendung „Chef’s Table“ die öffentlich-rechtlichen Sender auf einem falschen Fuß erwischt?

FR: Na ja. Eine Netflix-Produktion ist eine Welt-Produktion für einen potentiell globalen Markt. Da kann man sehr viel mehr Geld für die einzelnen Folgen ausgeben.

JD: …Mir fehlt da allerdings meist etwas mehr einordnende Analyse oder auch einmal Kritik….

Ich habe da eine vielleicht persönliche Frage. Was ist Ihnen in diesem so vielfältigen Bereich rund ums Essen und Kochen eigentlich am wichtigsten?

FR: Das Wichtigste in der Szene ist Respekt. Respekt vor den Kollegen und Respekt vor den Leistungen der Älteren. Ich habe als Sternekoch bei einer Veranstaltung Johann Lafers Töpfe geschrubbt. Er hat sich dafür nicht bedankt, er hat noch nicht einmal mit der Wimper gezuckt. Es war mir aber egal. Ich finde, eine gewisse Demut braucht der Job immer.

Meine Frau und ich sind vor einiger Zeit aus der Kirche ausgetreten, haben aber ein ganz praktisches und sehr ernsthaftes Verständnis von Mitmenschlichkeit, von Helfen, davon Gutes zu tun. Das ist für mich auch die Triebkraft hinter meiner Sendung. Ich will wirklich gerne helfen, das ist mein Charakter. Und – es muss einfach wieder der gute Gasthof sein, die gute Eckkneipe. Die Kultur des Essens darf nicht nur damit bewertet werden, dass Hummer und Kaviar soundso zubereitet sind, sondern dass die Frikadelle, der Kartoffelsalat, die tägliche Ernährung den selben Stellenwert bekommen. Wer sagt, dass auf dieser Erde irgendein Lebensmittel mehr wert ist als das andere? Nur der Handel.

JD: Ich habe vor zehn Jahren auf dem ersten „CHEF-SACHE“ – Kongress in Hamburg Sterneköchen auf der Bühne das Bekenntnis abgerungen, dass man im Prinzip mit jedem Produkt Drei Sterne-Küche machen kann. Alle haben zugestimmt.

FR: Da stimme ich auch zu, das geht auf jeden Fall.

JD: Viele Köche halten sich da aber nicht dran…

FR: Aber warum? Weil auch da die Authentizität fehlt und dazu die fehlende ökonomische Perspektive, besser gesagt: das Verständnis, wie man so etwas ökonomisch gut machen könnte. Ich will kochen und helfen. Meine Kochkunst (ich nenne das nicht so) ist in meinem Restaurant zu finden, und da gehört sie hin, da wird sie gelebt, mit allem was dazu gehört. Bei allen anderen Sachen drumherum möchte ich mich um die Basis kümmern, möchte mehr als eine Sauce hinterlassen, einfach etwas, was – wie bei Ihrer Arbeit ja auch – mehr Sinn macht.

Lieber Herr Rosin, das lassen wir so. Vielen Dank für das Gespräch.

19 Gedanken zu „Rosin rockt weiter. In unserem zweiten Gespräch geht es um den TV-Koch, den Koch als Geschäftsmann und die alles entscheidende Authentizität“

  1. Jeder , ich sage Jeder, der heute aus seinen Mitteln wirtschaftliche Präsents schaffen möchte, kommt an Markendenken nicht vorbei. Ob er es möchte oder nicht. Und wenn die Teller fotografierende Zunft sich noch so wehrt.
    #chefstalk

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    • Liebe Frau Rosenheimer,
      schön wär’s. WQenn Sie einmal sehen, wer kulinarisch wirklich etwas zu bieten hätte und wer davon einen guten TV-Platz hat, in dem er sein Wissen vermitteln kann, kommen Sie auf extrem magere Ergebnisse. Nein, es ist im kulinarischen Bereich durchaus nicht so, daß Talent ganz selbstverständlich für das TV entdeckt wird. Der Grund: die kulinarische Politik der verantwortlichen Redaktionen, die nicht an der Vermittlung von Wissen interessiert sind, sondern vor allem eine gute Show haben wollen. das läßt sich auch gut nachvollziehen. Aber – was machen Sie, wenn es sehr gute Leute gilbt, die nicht vor die Kamera wollen oder es auch nicht wirklich gut können?

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  2. Ich komme seit10Jahren nur zögernd voran. Bin nur am arbeiten und kämpfen. Mit Deiner Erfahrung und Hilfe könnte ich entlich mit meiner Leidenschaft meinem Sommerbetrieb so betreiben dass es auch Freude macht. Ich weis Du brächtest das hin. Ich liebe Deine Sendung und sie hat mir auch schon viel geholfen. Bitte gib mir ein Feedback.

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  3. Hallo Frank
    Ich hatte auch viel Pech und immer wieder Deine Sendung angeschaut. Du machst das mit Deinem Team so Herzlich mit viel einfühlungsvermögen. Ich habe mir auch schon überlegt Dir zu schreiben. Jedoch komme ich aus der Schweiz. Wo Du auch vermutlich nicht hinkommst. Da ist ja der Bumann tätig. Aber ich hätte lieber Dich.

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  4. Es gilt für große Kochkunst genauso wie für Hausmanns-Küche, und endlich spricht es mal ein hochdekorierter Sternekoch deutlich aus: „Gastronomie muss Entertainment sein!“ Danke Frank Rosin!

    Es ist doch so: Selbst (Sterne-)Köche, die diesen Gedanken verachten, müssen kundenorientiert agieren, um ihre Stühle zu belegen. Denn sie sind – wie jedes Unternehmen – verpflichtet (!), Gewinne zu erzielen. Ganz besonders ihren MITARBEITERN gegenüber. Diese Pflicht wird allerdings seit Jahrzehnten fast entrüstet von den meisten Koch-Leistungsträgern ausgeblendet. Mit Hinweis auf die so viel vornehmere Tugend der Leidenschaft. Ganz so als wären „Leidenschaft“ und „unternehmerischer Erfolg“ wie „Teufel“ und „Weihwasser“ nicht vereinbar. Das Ergebnis dieser Sicht spiegelt sich im Image der Gastronomie und am Arbeitsmarkt.

    Es wird zeit, den Blickwinkel zu ändern: „Der Wurm muss dem Fisch schmecken, der Steinbutt dem Gast!“ – und wenn es sein muss, weil Zahlen es belegen, dann ist der Koch in meinen Augen verpflichtet, kulinarisch einen Gang zurückzuschalten, um seine Gäste dort abzuholen, wo sie stehen. Um sie dann unterhaltsam auf dem Weg zum Hochgenuss zu begleiten. Empfehle eine Teamdiskussion. Küche und Service!

    Aus Erfahrung

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    • Liebe Frau Bühler,

      wenn sie nach positiven Beispielen suchen, um aus ihrer Forderung nach mehr wirtschaftlicher Verantwortung, auch unter Berücksichtigung von Fisch und Wurm eine Geschichte zu machen, stehen wir ihnen gern zur Verfügung.

      Viele Grüße
      Oliver Gerasch

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    • Liebe Frau Bühler,
      ich verstehe, was Sie sagen wollen. Ihr Schluß ist aber einseitig. Wenn man die erfolgreichen Gastronomiekonzepte analysiert, gibt es immer zwei Richtungen: das unkritische Zugehen auf die „Bedürfnisse“ (wo immer sie herkommen, was ist, wenn sie aus der Werbung kommen?) ist dabei oft gefährlich, weil sich schnell eine Qualitätsspirale nach unten entwickelt. Was kaum vorkommt, ist das Erzeugen von Attraktivität durch spektakuläres Essen oder ein sonstwie gerastetes, spektakuläres gastronomisches Angebot. Da ist noch viel Luft, und es würde die Sache weiter öffnen.

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  5. Zum ersten Teil des Interviews folgendes.
    Die Ausbildung zum Koch ist in D. immer nur soviel wert wie der Lehrbetrieb, was in Zeiten in denen selbst namenhafte Hotelküchen eine Conviniencequote von teilweise über 80% erreichen, ein Desaster ist. Der schulische Teil des Programmes, ist so gehalten, dass er auch von einem Äffchen sauber gelöst werden kann.
    Möchte man das Handwerk in der Breite erhalten, ist hier dringend eine Reform nötig, der Ausbildereignungsschein sollte an ein Mindestmaß an Handwerklicher Tiefe gebunden sein, wobei aber die Eliteförderung nur ein Teilaspekt ist, welcher in den diversen Verbänden mit unterschiedlichen Schwerpunkten bereits existiert. JRE Akademie, VdK ect. nur leider kochen hier alle ihr eigenes Süppchen.
    Als ich noch Spaßgastronom war, habe ich beim Pasta schwenken oft über den Bau eines Port Culinaires nachgedacht, ein offenes Bootcamp für Köche auf der Suche nach Erkenntniss, ein Gegenpol zu den deutlich zeitgeistigen, selbstbeweihräucherungs Symposien.

    Zum zweiten Teil des Interviews:
    Ich denke nicht, dass wir Köche uns als Marke positionieren müssen. Wer nach Ruhm oder übermäßigem Reichtum strebt, kommt vermutlich nicht drum herum und als Gastronom gehört Marketing selbstredend zum Handwerk.
    Doch besonders durch die häufig sehr hohe Identifikation mit dem Beruf, darf man meiner Meinung nach außerhalb der Küche durchaus ein freier Mensch bleiben, der sich durch mehr definiert, als seine Reputation in Guides, Followern in den Netzwerken oder die Anzahl der Google Treffer.
    Diese oft hilfreiche und meiner Meinung nach langfristig nötige Distanz, sehe ich bei vielen jungen Kollegen aktuell nicht, was ich vor allem darin begründet sehe, dass sie unrealistischen Idealen nacheifern.
    Hochsubventionierte Restauranthybride, die durch ihre Spitzenpositionen in diversen Guides und potenziert durch einen recht eng gestetzten Fokus der meinungsbildenden Begleitmedien, für viele junge Kollegen Vorbildfunktion haben.
    Herr Rosin meint hierzu, dass nicht tragfähige Betriebe am Markt nicht zu suchen haben und auch wenn dies für mich als Mitbewerber durchaus seinen Reiz hätte, wir wären vermutlich in den Top10 Niedersachsens, sehe ich in diesen Betrieben vor allem kreative Spielwiesen für die nächste Generation, von hoffentlich selbstständig denkenden und arbeitenden Köchen oder besser noch Gastronomen. Wobei die Frage spannend ist, was von unseren Top500 Restos übrig bliebe, wenn alle durch Mäzene, Hotels ect finanzierten Betriebe aus der Rechnung genommen würden.

    Viele Grüße
    Oliver Gerasch

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  6. Es ist natprlich auch ein Problem das in der heutigen Zeit auf Grund der ganzen Überdrüber Kochsendungen, gutes Handwerk bei den Gästen nicht wirklich mehr anerkannt wird. Wir sind ein Gasthaus ( worauf ich stolz bin ) und noch dazu im Sommer bis zu 250 Essen Der Großteil meiner Gäste sind Italiener, welche von weiß Gott wie weit herkommen um bei uns Schnitzel, Knödl und richtige Hausmannskost genießen
    wollen. Aber kaum ist die Saison vorbei, ist tote Hose, weil dem Einheimischen ust es nicht gut genug. Was ich sehr schade finde. Da wird nur voller Neid herumgetratscht aber nicht einmal das Lokal besucht und was gegessen.. Aber Hauptsache man wird ausgerichtet.

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    • Klar , weil du ein Saisonbetrieb bist ! Schnitzel kriegste an jeder Strassenecke . Inbdustrieschnitzel , oder Kalbsschnitzel -handpaniert ? Welcher Italiener mag DEUTSCHE Hausmannskost ? Deine Gäste sind Touris ! Richte dich anders aus – nur ein Tip .

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  7. Um ehrlich zu sein – Sie vermarkten ein Produkt: sich selbst. Das schreiben Sie hier offen und ehrlich.
    Alles andere – the show must go on.
    Marketing über alles. Entspricht ja auch dem herrschenden Zeitgeist.

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  8. Es ist schon traurig ,welche Fragen heute gestellt werden. Braucht kein Mensch.
    Wer Erfolg hat muss sich nur in Deutschland verteidigen….In andern Ländern ist man Stolz
    auf erfolgreiche Köche.
    Also weiterhin viel Spaß und Erfolg

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  9. Ich mag sie sehr gerne denn ich finde ihre Art und Weise wie sie mit ihrem Mitmenschen umgehen sehr fair .Natürlich vergreifen sie sich auch mal im Ton aber das tun wir alle mal. Eckkneipen vermisse ich hier in Gelsenkirchen oder auch Gladbeck aber traut sich ja auch keiner mehr…LEIDER!!!! Im diesem Sinne machen sie weiter so …

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  10. Sympatie ist meist nicht sachlich, und auch ich finde Sie eher unsympatisch. Wobei ich Sie nie persönlich getroffen habe.
    aber wenn ich Ihr Interview lese verstehe ich wieso Sie im TV mit dem ein oder anderen so harsch umgehen.
    Macht Sie auch bei mir sympatischer.

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  11. Bislang fand ich den Hr. Rosin immer ziemlich arrogant und scheiße.
    Aber seine sichtweise ist so hart richtig das sich das grad ändert.
    40 Jahre alt , Küchenmeister, Küchenchef

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