Und wenn man ihnen Hausverbot erteilt? Eine Glosse oder so etwas ähnliches.

Jetzt helfen nur noch Sarkasmus, Satire, Happenings oder hinterhältige Aktionen. Wie wäre es zum Beispiel, wenn man den Quälgeistern aus Politik und Co. in Hotels und Restaurants Hausverbot erteilen würde? Wenn sie dann mal wieder – natürlich wegen dringender Amtsgeschäfte oder sonstiger beruflichen Inanspruchnahme in ihrem Abgeordneten-Nebenberuf – ausrücken, stünden sie vor geschlossenen Türen oder – auch sehr hübsch – würden zwar in ein Hotel hineingelassen, beim Abendessen dann aber ausgesperrt. Wie würden sie sich fühlen? Ungeliebt, missverstanden, als Opfer eines sehr konkreten Echos auf ihre Aktivitäten, mit dem sie normalerweise in ihrer abgeschirmten Welt nicht zu rechnen hätten?

Wenn man sich in Berlin ein wenig auskennt, in den diskreten Restaurants im Regierungsviertel, die teilweise kaum als solche zu erkennen sind und sich in Nebenstraßen befinden, in die sich eher selten Touristenströme verlaufen, dann könnte man sich vorstellen, dass ein Hausverbot dort besonders wirksam wäre. Hier streichen mittags und abends unauffällige Gestalten durch die Gegend, werden vorgefahren und verschwinden schnell bei italienischen Patronen und Co., die sich allerbestens dazu eignen, verschwörerische Diskretion zu verbreiten, man weiß Bescheid, kein Problem, kommen Sie, ich habe hinten in der Ecke etwas für Sie reserviert. In solchen Etablissements hätte ein Hausverbot eine prächtige Wirkung.

Ganz sicher auch da, wo man offensichtlicher auftritt, bei Borchardt, Einstein unter den Linden und Co., wo dann vielleicht am Eingang Personal stünde und nicht nur die Politiker abweist, sondern auch noch ganz offensichtlich staunende Passanten dazu einlädt, doch ruhig hereinzukommen, man habe heute ganz bestimmt Platz für sie. Stellen Sie sich das einmal vor! Da würde das Wahlvolk doch tatsächlich bevorzugt! Wahrscheinlich müsste man Sanitäter in der Nähe platzieren, weil die Damen und Herren aus der Politik vielleicht aus dem Rhythmus kämen, weil sie mit solchen Aktionen bisher einfach nicht rechnen mussten und vielleicht – sagen wir: ihre Koordination ein wenig verlieren.

Und wenn sie irgendwo in der Republik ein paar Tage Urlaub machen wollen (natürlich als Arbeitstreffen des soundso Unterausschusses deklariert) müsste man sie in aller Seelenruhe anreisen lassen und ihnen erst vor der Tür verkünden, dass sie hier unerwünscht sind. Sie müssten es spüren, es muss wirklich stören, unangenehm sein, es muss schließlich mindestens ein kleines Zeichen von gequälten und der Vernichtung ihrer beruflichen Existenz preisgegebenen Gastronomen sein, einfach einmal eine ganz unchristliche, kleine Rache.

Ich entwerfe also nun einen Musterbrief, den man den Betroffenen an Ort und Stelle (und nur da!) aushändigen kann:

Sehr geehrte Frau/Herr Soundso,

Sie haben in den letzten Monaten durch Ihre Tätigkeit erkennen lassen, dass Sie die Arbeit und Bedeutung der deutschen Gastronomie nicht schätzen. Insbesondere haben Sie bei Ihren gegen die Gastronomie gerichteten Maßnahmen keinen erkennbaren Versuch unternommen, zwischen unterschiedlichen Formen der Gastronomie zu differenzieren und aus dieser Erkenntnis heraus Konzepte zur Wiederöffnung zu entwickeln. Sie haben sich weiterhin nicht bemüht, einen kausalen Zusammenhang zwischen dem Verhalten der Gäste in diesen unterschiedlichen Gastronomiebetrieben und etwaigen Corona-Infektionen herzustellen und trotzdem pauschal Maßnahmen verhängt.

Wir müssen aus Ihrem Verhalten schließen, dass Sie weder die gastronomischen Zusammenhänge noch die immense Bedeutung der Gastronomie für die Kultur wie Alltagskultur unseres Landes erkannt haben. Mit Ihren Maßnahmen gefährden Sie den Bestand und die Qualität der deutschen Gastronomie, wie sie sich aus individuellem Antrieb und unter individuellem Einsatz in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat.

Aus diesem Grunde sprechen wir Ihnen hiermit ein

Hausverbot

aus. Wir möchten nicht, dass unsere Gegner auch noch die Vorteile unserer Arbeit genießen.

Das Hausverbot gilt exakt so lange, wie die Summe aller Lockdown-Zeiten, die sich bis zum Tage der unbeschränkten Wiedereröffnung ergeben haben, also auch inklusive der Zeiten mit beschränkten Nutzungsmöglichkeiten.

Um unseren guten Willen zu demonstrieren und die Tür zwischen  Gastronomie und Politik im Hinblick auf spätere Zeiten nicht endgültig zu schließen, geben wir Ihnen die Möglichkeit, sich durch ein besonderes Engagement solidarisch zu zeigen und trotz des Hausverbotes in den Genuss gastronomischer Leistungen zu kommen. Sie können nach der ersten Abweisung (also nicht heute und sofort) unser Angebot nutzen, wenn Sie bereit sind, den dreifachen Preis der Waren und Dienstleistungen zu entrichten. Sie werden dann in den Restaurants an besonders gekennzeichneten Tischen platziert.

Mit freundlichen Grüßen

XXX, Koch und Gastronom

Wäre das nicht was?

17 Gedanken zu „Und wenn man ihnen Hausverbot erteilt? Eine Glosse oder so etwas ähnliches.“

  1. Parceval: Erschreckend, Ihr Kommentar. Speisen, Musik, Theater und oft genug auch Reisen ist Kultur und nicht als „Konsum“ abzuwerten. All das ist uns genommen mit der fragwürdigen, nichts als Lockdowns kennenden Regierungspolitik.

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  2. Mein Sohn ist in diverse Theaterproduktionen involviert und daher weiß ich, dass einige
    Theater im Westen – nicht nur freie, sondern tatsächlich auch Stadtbühnen – in Briefen Landespolitiker und sogar kommunale Funktionsträger informiert haben, dass sie a. nicht mehr mit den bewährten Freikarten rechnen können, b. die so beliebten Fototermine bei Premieren zukünftig unterbleiben werden und c. es eigentlich am Besten wäre, wenn die Damen und Herren von Besuchen insgesamt absehen könnten. Das wurde nirgendwo an die große Glocke gehängt, aber sehr klar kommuniziert. Die Wut unter den Künstlern ist enorm. Wenn sie nicht spielen können, zerbrechen sie.

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  3. Das erinnert mich doch etwas an 1938 mit den extra gekennzeichneten Tischen. Das ist doch weit am Ziel vorbei!
    Wir sollten uns bewusst machen, dass die Leute, die da entschieden haben, von uns dorthin bestallt wurden. Egal, ob pro oder contra der Maßnahmen, es sind unsere Vertreter die da für uns, das Volk, entscheiden. Bei den nächsten Wahlen haben wir die Möglichkeit an der Zusammensetzung der Parlamente etwas zu ändern. Wem danach ist der möge das tun, sich aber über die Folgen im Klaren sein. Es kann sein, dass es dann mit einem Hausverbot nicht getan ist.

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    • Was Sie hier schildern, klingt wie aus dem Poesiealbum der Demokratie. Wen darf ich den wählen? Die Leute, die es in ihrer Partei – wie auch immer – ganz weit nach oben geschafft haben und daher auf irgendwelchen Listen stehen. Das sind mittlerweile nicht selten politische Karrieristen, die genau das können: ihre eigene Karriere voranbringen. Das sind außerdem nicht selten Leute, die nur im System Politik unterwegs sind und daher auch alles tun um dort bleiben zu können. Der Politiker als uneigennütziger Diener des Volkes ist eine Seltenheit geworden. Politiker, die selbst entscheiden und dazu stehen, auch. Lesen Sie mal das Buch von Martin Schulz über seine Kanzlerkandidatur. Ein von Demoskopen getriebener EU-Bürokrat – kein Volksvertreter. Die Leute sind vom Alltag mittlerweile ganz weit weg: Man blicke zum Beispiel nach Sachsen wo man mitten in der Corona-Krise die Diäten kräftig erhöhte, denn das steht einem ja zu. Drumherum treiben die Entscheidungen einen Mittelständler, Künstler, Koch, … nach dem anderen in die Pleite und Insolvenz, aber im Parlament ist alles nicht nur gesichert sondern es wird sogar noch Zuschlag gewährt. Wir werden von Leuten regiert, die sich gar nicht mehr vorstellen können, dass Gehalt bei Selbständigen nicht regelmäßig gezahlt wird, das Gehalt nicht regelmäßig erhöht wird und das man von der Rente nur mit Abstrichen leben kann, wenn man überhaupt eine bekommt (Selbstständige). Wir werden vorn Leuten regiert, die teilweise erwarten, dass sie mit einem Hofstaat empfangen werden, wenn Sie die „einfachen Leute“ in ihren Betrieben besuchen. Wir werden von Leuten regiert, die glauben man kann mit versprochenen Hilfsgeldern, die gar nicht oder viel zu spät ausgezahlt werden, Rechnungen begleichen. Man erwartet schon für den Satz Applaus und versteht gar nicht mehr, dass man das dann auch mal umsetzen müsste. Von den Zuständen, die Sie beschreiben sind wir meilenweit entfernt.

      Ja, ich kann im September wählen. Aber wen? Nennen Sie mir mal eine Partei, die in dieser Krise wirklich anders handelt. Keine rechtsextremen Pseudo-Alternativen, sondern Leute, die dieses Land nicht nur verwalten (das wäre ja schon ein Fortschritt) sondern voranbringen! Nicht einmal von der angeblich liberalen FDP hört man Kritik an den Freiheitsbeschränkungen. (Außer vielleicht noch vom Urgestein Kubicki, der nichts mehr werden will.) Die Parlamentarier schweigen seit einem Jahr (und kassieren weiter Diäten); wir werden von 17 Menschen aus dem Hinterzimmer regiert. Die Beschlüsse haben teilweise eine Halbwertszeit von wenigen Stunden (Osterruhe).

      Die oben beschriebenen Maßnahmen wären wohl gut geeignet die Politik-Schickeria mal wieder zu erden.

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      • Tja, Frau Gohb, ich könnte jetzt sagen, jeder bekommt das, was er verdient. Aber das wäre auch nicht richtig. Ihre Politiker-Schelte in allen Ehren, aber Sie sollten nicht verallgemeinern. Die FDP trötet seit einem Jahr gegen den Lockdown, Lindner ist da sehr erfindungsreich. Kein Mensch will diesen Mist länger als unbedingt nötig. Und nochmal: Wir, das Volk, haben diese Leute in unserem Namen dorthin gesetzt. Nur wir können Sie auch da wieder rauswählen. Wir haben alle Möglichkeiten, wir können uns sogar selbst um ein Mandat bewerben, auch außerhalb von Parteien. Nicht schimpfen, machen!

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        • Tja, Herr Steinseifer – schreiben Sie eigentlich bewusst im Tonfall eines Kindergartenerziehers, der ein unartiges Kind belehrt, oder besorgt das Ihr Charakter? – jeder, bekommt was er verdient! Im Phrasendreschen sind Sie ganz ein Großer, nicht wahr?

          Wie viele Leute kennen Sie denn, die ohne Unterstützung durch eine Partei ein Ministeramt bekleidet hätten, oder Bundeskanzler geworden wären? Da könne Sie den rhetorischen Zeigerfinger gern wieder einfahren, wenn dann auch wieder nur Platituden aus dem Wörterbuch für Phrasendrescher folgen. Ich habe als Wähler nur die Wahl zwischen wenigen Parteien mit vorselektiertem Personal. Die kann ich wählen, oder ich kann es lassen. Was Sie hier beschreiben stimmt zwar theoretisch, ist aber im Grunde nur das altbekannte Totschlagargument: Dann mach’s halt selbst, wenn du nicht zufrieden bist.

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      • Frau Gohb, ich bin Mitglied der „rechtsextremen Pseudo-Alternative“, die, das scheint Ihnen wohl entgangen zu sein, immer wieder die Beendigung der Freiheitsbeschränkungen fordert und die pauschale Schließung der Restaurants für Unsinn hält. Natürlich liest man in der Presse nichts darüber, da man sich entschieden hat, diese Partei zu ignorieren, nachdem man sie erfolgreich in die rechte Ecke gestellt hat.
        Das führt dazu, dass Köche und Restaurantbesitzer sich aufgerufen fühlen (vermutlich auch, um zu zeigen, wie politisch korrekt sie sind), Restaurantverbote für Mitglieder und Wähler! dieser Schwefelpartei auszusprechen. Zuletzt der Koch Marco Müller in der WELT. Mich erinnert das an dunkle Zeiten, von denen ich nie gedacht hätte, dass sie wiederkehren würden.
        Mich wundert, dass die von diesem Irrsinn Betroffenen nicht massenweise auf die Straße gehen. Fehlt ihnen dazu die Zivilcourage oder werden sie durch die Zahlung von Steuergeldern so gut unterstützt, dass sie stillhalten?

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      • Warum ist jemand, der ständig die Apokalypse heraufbeschwört und keine Lösung liefert, die Leute immer in den „letzten Lockdown“ schickt einer der „Guten“?

        Tut mir leid, aus meiner Sicht gehört er zum Problem. Dass der Politiker und Gesundheitsökonom Lauterbach ständig als Arzt – ein Beruf in dem er nie gearbeitet hat – herumgereicht wird, macht ihn nicht zum Experten. Lösungen hat er keine geliefert; oder haben Sie von ihm mal etwas zur verpfuschten Impfkampagne gehört? Er weiß immer nur, dass das Volk zu Hause zu bleiben hat, phantasiert vom ewigen Lockdown.

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        • Liebe Frau Gohb.
          Wenn Sie mal genau hinschauen, ist Lauterbach der einzige Experte, der bisher immer!!! mit seinen konsequenten Vorhersagen richtig lag. Auch wenn es Ihnen nicht passt, der Mann hat Ahnung und weiß, was er tut. Dann noch etwas.
          Lauterbach ist Immunologe, nicht niedergelassener Arzt oder „der liebe Onkel Doktor“. Er hat keine Praxis, aber Medizin studiert und als solcher mehr Ahnung, als Sie und ich gemeinsam. Schönes Wochenende

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          • Mit Verlaub, es ist schlicht falsch, dass außer Lauterbach sonst keiner korrekte Voraussagen getroffen hätte. Es ist auch nicht zutreffen, dass Lauterbach immer richtig gelegen hätte. Daran ändern auch ihre im Belehrungsstil vorgetragenen Kommentare nichts. Der Mann liefert keine Lösung, außer „wegsperren“.

            Ja, Lauterbach hat im Bereich der Imminologie seinen Doktor gemacht; danach aber in diesem Bereich nie gearbeitet und auch nicht als Arzt – das sind ja für Sie offensichtlich alle Ahnungslose, wie Sie in Ihrer selbstgefälligen Abwertung als „Onkel Doktor“ wohl zu verstehen geben wollen.

            Der Mann ist seit Jahrzehnten ausschließlich in der Politik tätig und zwar als Experte für Ökonomie im Gesundheitswesen. Seine Expertise – vor Jahrzehnten verschriftlich – ist längst überholt.

          • Nein, Lauterbach hat Gesundheitsmanagement studiert. Ist zwar Arzt, aber weder Immunologe, noch Epidemiologe.
            Seine Vorhersagen sind nicht eingetroffen.

      • Da kann ich Ihnen nur zustimmen. Lauterbach hat den vollen Durchblick auf die Corona Front international und blickt über den nationalen Tellerrand hinaus. Würden das mehr Leute tun, die auch hier wieder wohlfeil über unsere ach so unfähigen Politiker herumnöhlen, wäre die Pandemiebekämpfung sicher einfacher und effektiver. In anderen Ländern läuft es politisch deutlich schlechter bis katastrophal. In Deutschland wird gejammert auf Höchstniveau. Ständig wird Ursache und Wirkung verwechselt. Nicht die Politiker sind der Feind, sondern das Virus. Politiker haben die Pflicht, Leib und Leben der Bevölkerung zu schützen. Das bedeutet, es gibt unvermeidliche Kollateralschäden. Anders geht das nicht in einer Pandemie. Als Betroffener empfindet man das als grausam, aber der ständige Ruf nach dem Licht am Ende des Tunnels, das der Staat gefälligst zu bewerkstelligen habe und das auch noch pronto, ist einfach völlig daneben. Kein Staat kann Virusmutationen verhindern.
        Man muss vielleicht auch mal die umgekehrte Frage stellen, warum ein Großteil der Bevölkerung so panisch am Konsum klebt. Es muss immerzu gereist und gespeist werden, als ob das der zentrale Lebensinhalt sei. Mir hat die Pandemie jedenfalls die Augen geöffnet, dass das krank ist, und ich werde künftig weniger von beidem tun. Da muss es auch noch was anderes geben, für das es sich lohnt zu leben.

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