Die Lage spitzt sich zu

Auf dem Weg zu der nächsten MinisterpräsidentInnen-Runde läuft man sich wieder mit Vorschlägen warm, und diese Vorschläge werden immer bizarrer. Wenn es so weitergeht, scheint eine Öffnung der guten Restaurants noch nicht absehbar zu sein.

– Die Kanzlerin erwähnt ganz nebenbei, dass man an eine Öffnung der Gastronomie erst einmal noch gar nicht denken kann. Viele weitere Beteiligte scheinen das ganz ähnlich zu sehen.

– Die Kanzlerin bevorzugt als erstes die Öffnung von Kitas und Schulen. Heute morgen im ARD/ZDF – Morgenmagazin wird berichtet, dass die sogenannte „Notbetreuung“ in den Kitas offensichtlich eine Farce ist. In dem beobachteten Beispiel wurden 17 von 22 Kindern „notbetreut“. Auch ich kenne viele Beispiele, bei denen Eltern nach wie vor und oft sogar ohne Not die „Notbetreuung“ nutzen….

– Der Inzidenzwert sinkt, aber so langsam, dass der Wert von 50 – wenn überhaupt – wohl erst gegen Ostern erreicht werden kann, vorausgesetzt, es kommt keine negative Entwicklung mit den Virus-Varianten hinzu. Ich hatte schon vor 6 Wochen darauf hingewiesen, dass auch viele Wissenschaftler der Ansicht sind, dass die 50 nur sehr langfristig zu erreichen sind – wenn die Impfung, die nicht richtig läuft, funktioniert.

– Das Robert Koch-Institut redet mittlerweile (Stand heute) von einem Inzidenzwert von 10, den es zu erreichen gilt. Auch andere Experten und Politiker reden in die gleiche Richtung. Für die Gastronomie dürfte das in einer Katastrophe enden.

– Die „Stufenpläne“ aller Art sehen die Gastronomie immer erst ganz am Schluss. Es gibt Leute in der Gastronomie, die die Stufenpläne in Schleswig-Holstein und Niedersachsen gelobt, aber anscheinend nicht gelesen haben. Eine Öffnung der Gastronomie käme demnach erst in Frage, wenn der Inzidenzwert von 50 mindestens 3 Wochen lang unterschritten wird.

– Es wird berichtet, dass der DEHOGA-Vorsitzende von Baden-Württemberg nicht will, dass die Öffnung der Gastronomie zwischen z.B. Kneipen aller Art und guten Restaurants etc. geteilt wird. Er will also entweder eine Öffnung für Alle oder gar keine Öffnung. Hier fällt ein Funktionär den Leuten, die er eigentlich vertreten sollte, in den Rücken. Ich muss daraus schließen, dass dem Verband viele Mitglieder aus der einfachen Gastronomie lieber sind, als ein paar Gourmetrestaurants. Also redet man denen nach dem Mund, die das eigene Gehalt finanzieren und nicht denen, die für den guten Ruf der deutschen Gastronomie stehen und in deren Licht man sich ansonsten bei schönerem Wetter so gerne sonnt. Das wird noch Ärger geben.

Wenn wir nicht endlich zu einer Zertifizierung von Restaurants unter Corona-Bedingungen kommen, also der Möglichkeit, geeignete Maßnahmen zu ergreifen und anzubieten, um den Betrieb wieder aufzunehmen, droht angesichts der Entwicklung eine Katastrophe – vor allem für reine Restaurants ohne den Rückhalt eines Hotels.

Die Gastronomie und speziell ihre Verbände müssten dringend die Opfer-Rolle verlassen. Es geht nicht nur darum, den Mangel zu verwalten und Gelder einzufordern. Es geht um Lösungen, die tragen und selbstbewusst in die Diskussion eingebracht werden können.

Die Meldungen aus der Gastronomie sind katastrophal. Noch immer scheinen viel zu viele Beteiligte immer wieder zu glauben, dass das Alles bald beendet sein wird und glauben den Vertröstungen – Woche für Woche, Monat für Monat…Tatsächlich ist die Gastronomie offensichtlich für die Politik und die Experten offensichtlich überhaupt kein Thema. Wie gehabt – ist man versucht zu sagen.

11 Gedanken zu „Die Lage spitzt sich zu“

  1. Ja was für ein Irrsinn.…nämlich ihre Aussage..im Jahr 2019 sind ca. 3500 durch einen Verkehrsunfall bestorben. Recherchieren Sie künftig ein bisschen besser, bevor Sie so einen Stuß von sich lassen. Danke!

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  2. Es ist tatsächlich ein Irrsinn. Ich vermute, dass ein tödlicher Unfall auf dem Wege zum Restaurant statistisch gefährlicher wäre, als die Gefahr, sich dort tödlich mit Corona zu infizieren. Wir begehen Selbstmord aus Angst vor dem Tode.

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    • Guten Tag
      Ich finde es schlimm, daß unsere Wirtschaft dermassen an die Wand gefahren wird. Die Restaurants haben sehr gute Hygiene Konzepte entwickelt. Deshalb, öffnen der Restaurants.
      J. Kolakowski

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    • Genau so ist es !!
      Bei uns im Ländle hat heute der oberste Vewaltungsgerichtshof die Ausgangssperre nach 20 h als unverhältnismäßig gekippt. Wieso klagt kein Gastronom oder wenigstens deren Verband gegen die schon angekündigte Verlängerung der Schließung bis Ende März ?

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  3. Lieber JD,
    das war nix. Schnellschuss aus der Hüfte und dann mal gepostet. Wie wollen Sie denn die Gastronomie kategorisieren? Michelin Sterne? Millau Punkte? Oder doch lieber Schnitzel ab siebzehnfuffzich? Nö nö, zuletzt würden womöglich noch Sie zusammen mit Tim Mälzer in der Kategorisierungsjury sitzen….

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  4. Was sie da von sich lassen ist ja wieder mal unter aller Kanone,in ihrem Sinne hat das Gourmet Restaurant mehr Rechte als andere? Die genau so gut ein Hygienisches konzept erarbeitet haben wie ihre ach so hochgelobte in anführungsstrichen gourmetküche!! Herr dollase kommen sie mal von ihrem hohen ross runter,.auch die sogenannten Mainstream Restaurants haben ihre Daseinsberechtigung auch wenn es ihnen nicht schmeckt,aber da fragt ja zum Glück keiner nach.

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  5. Die gehobene Gastronomie hat halt keine Lobby;
    das ist auch von Ihnen schon häufig thematisiert worden. Von der DEHOGA können die Chefs nichts erwarten.
    Mich ärgert, dass viele überhaupt keine Ahnung haben, wie dramatisch die Lage tatsächlich ist.
    Nichts ist alternativlos – auch kein Lockdown. Aber wenn dien Verantwortlichen sonst nichts einfällt, dann sollen sie wenigstens die versprochenen Hilfen zügig (!) leisten.
    Ben Berg (mann), der im vergangenen Sommer.das Restaurant „Black Cow“ in Limburg eröffnet hat, gibt einen aktuellen Einblick. Das hat er heute Abend auf FB gepostet:

    Sooo 5. Februar…. dachte, ich gebe mal ein kleines Update ( Die meisten bekommen ja die bürokratische Realität so gar nicht mit ):

    Erhalt:
    Kurzarbeiter Geld:
    November : ✅
    Dezember: ❌
    Januar: ❌
    Abschlag November Hilfe: ✅
    Abschlag Dezember Hilfe: ✅
    Abrechnung und Auszahlung November Hilfe: ❌ Abrechnung und Auszahlung Dezember Hilfe: ❌
    Möglichkeit der Beantragung Januar Überbrückungshilfe: ❌

    Wir mussten bereits voll bezahlen:
    Löhne (Vorstrecken Kurzarbeitergeld), Sozialkassen, Pacht, Betriebskosten, Versicherungen, Kredite und eigene Lebenskosten ( Miete, Essen, Auto etc.)

    November ✅
    Dezember ✅
    Januar ✅
    Februar ( zum Teil ✅)

    Mental ist man da von Vertrauen über Entsetzen und Frustration nun endlich bei Wut und Hilflosigkeit angekommen.
    Und die Tatsache, dass andere noch weniger bekommen haben, macht es weder für uns noch andere irgendwie besser oder einfacher.
    Und ich hätte viel lieber über eine schnelle, unbürokratische und zuverlässige Hilfe wie versprochen berichtet.

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      • Lieber Herr Feldmann, keine Sorge, ich sehe das Ganze. Die Unterscheidung zur „gehobenen Gastronomie“ (oder wie immer man das nennen will) habe ich nur im Unterschied zu Kneipen o.ä. gemacht. Es geht auch primär um die Möglichkeit einer Zertifizierung bei Erfüllung entsprechender Vorgaben der Behörden. Wer das dann schafft, wird man sehen. Ich kenne Häuser, die mit viel Geld alles Mögliche gemacht haben, inklusive Ankauf teurer Luftfilter. Kaum waren die Dinge eingebaut, kam schon das nächste Lockdown. Und nun redet in der Politik niemand mehr von solchen Maßnahmen, immer nur von „Entweder – Oder“. Ist das Geld zum Fenster hinausgeworfen?

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