Wenn Staatsküche Staat macht. Der chinesische Staatspräsident Xi Jinping wird von Emanuel Macron versorgt

Hier etwas neues Material zu einem Thema, das mich hier immer wieder beschäftigt. Die französische Zeitung „Le Figaro“ war so freundlich, rund um den Staatsbesuch des chinesischen Präsidenten Xi Jinping auch etwas über die kulinarische Seite zu schreiben. Und da zog es Präsident Macron nicht etwa – wie das in Deutschland schon mal passiert – in irgendeine vielleicht regional orientierte, aber ansonsten nicht besonders überragende Küche, sondern zu einem der aktuellsten Drei Sterne-Köche des Landes. Man aß bei Christophe Bacquié im „Hotel & Spa du Castellet, also bei einem Koch, der erst im Jahr 2018 seinen dritten Stern bekommen hat. Vergleichsweise müßte man in Deutschland dann zu Jan Hartwig ins „Atelier“ im Bayerischen Hof in München gehen. Das Essen in Beaulieu-sur-Mer war übrigens ein zusätzliches Essen und nicht das offizielle Staatbankett, das – wie üblich – mit eigenem Koch im Elysée-Palast stattfand. Emanuel Macron hat wieder einmal ein ganz klares Zeichen gesetzt und die enge Verbindung zwischen Frankreich, der französischen Regierung und der französischen Küche demonstriert.

Hier das Menü:
Taschenkrebs mit einer leicht gesäuerten Corail-Crème

Warme Bouillon von Schwimmkrabben

Grünspargel von der Domaine de Roques-Hautes

Sabayon von Olivenöl und Zitrone

Filet vom Limousin-Kalb „élevé sous la mère“

Grand Cru Arabica, soufflierter Apfel

Geeiste Calissons

Pampelmuse

Es fällt natürlich auf, dass dies ein vergleichsweise umfangreiches Menü ist. Normalerweise gibt es bei Staatsessen in unseren Landen kaum jemals mehr als drei oder vier Gänge. Dennoch hat man auch in Frankreich klar im Auge, dass es nicht darum gehen kann, die Staatsgäste übermäßig zu strapazieren. Im Falle von Xi Jinping hat man sich an chinesische Traditionen erinnert, also an vergleichsweise wenig komplexe Gerichte in einer begrenzten Größe. Wie dem auch sei: solche Essen werden ohnehin grundsätzlich präzise abgestimmt. Es gibt keine Überraschungen für den Staatsgast, die außerhalb seiner kulinarischen Orientierungen liegen. Dennoch zeigt sich hier ganz klar die Sprache von Drei Sterne-Koch Christophe Bacquiè.

Der Wein:
Ich habe immer gefragt, warum bei den deutschen Staatsessen zwar Gutes, aber nicht das Beste auf den Tisch kommt, um die Leistungen der deutschen Winzer zu demonstrieren und durchaus auch zu promoten.
Was Präsident Macron auffahren lässt, ist aller Ehren wert. Da kann auch ich, als nun wirklich in diesen Dingen bisweilen verwöhnter Gaumen, nur sagen: davon hätte ich dann auch gerne ein Schlückchen probiert…

– ein 2011er Montrachet Grand Cru „Marquis de Laguiche“ aus dem Hause Joseph Drouin. – Der Wein ist einer der High-End Wein in der langen Liste der Drouin-Weine und kostet im Handel etwa 450 bis 500 Euro pro Flasche

– ein 2002er Petrus. – Der Wein kostet im Handel etwa 1.500 bis 1.800 Euro

– ein 2000er Champagner Pol Roger „Cuvée Sir Winston Churchill“. – Dieser legendäre Champagner kostet im Handel etwa 250 Euro

Quelle für die Daten: Le Figaro Online. Es gibt dort natürlich auch Einiges an Diskussion. Viele kritische Stimmen befassen sich allerdings vor allem mit der Person des chinesischen Präsidenten und z.B. der Menschenrechts-Lage in China.

2 Gedanken zu „Wenn Staatsküche Staat macht. Der chinesische Staatspräsident Xi Jinping wird von Emanuel Macron versorgt“

  1. Sorry, das jetzt hier hinterlassen zu müssen: Der Winzer mit den High End-Weinen heißt Drouhin und nicht Drouin.
    Und wozu gab’s den?

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