Der Koch und ich – Kapitel 9 Bronchien, Borkum, Brathering oder: Sand macht keinen Dreck

Ein Kollege in meiner Schule erwähnte eines Tages, dass er auf der Insel Borkum eine kleine Ferienwohnung besitzt, die er auch vermiete. Das westliche Frankreich rückt in den Hintergrund. Die Hochseeluft auf Borkum beseitigte sehr gründlich meine Bronchitisbeschwerden. Die Wohnung ist mit zweiundvierzig qm und Klappbett ziemlich klein, aber ausreichend, denn tagsüber sind wir am Nordstrand, der vielleicht fünf Minuten entfernt liegt. Borkum ist neues Reiseziel. Unser Strandkorb befindet sich, wegen Bonnie, Aika oder Snowy immer am Hundestrand und wir genießen das Livekino, das die anderen Strandgäste bieten. Und probieren alle guten Suppen, auch Stonners Krabbencremesuppe. Aber auch alle Weizenbiere, Lakritze und Germknödel in den zahlreichen Strandbuden. Ich freue mich schon immer riesig auf den Brathering, der nirgends so gut ist wie auf Borkum, daran glaube ich immer noch. Kulinariker mögen die Nase rümpfen, aber ich liebe Hering in den üblichen Zubereitungsarten, den gebratenen Grünen auch. Sie sprechen noch längere Zeit mit mir. Aber wenn ich nach Borkum fahre, um das Hochseeklima zu genießen und die Bronchien durchzupusten gehören die Grätigen einfach dazu. Ich bilde mir immer ein, dass die eingelegte Variante weniger Grätengepuhle fordert. Man muss die Burschen richtig filetieren, dann geht’s eigentlich. So wie es der Koch im Upholmhof macht. Dennoch ist Heringessen nichts für ungeduldig schlingende Zeitgenossen. Ich hatte ein Lieblingsrestaurant gefunden, dessen Küchenchef mein Aufstoßen, nach Heringsgericht, deulich milder ausfallen ließ. Vielleicht wage ich mich ja mal selbst an die Braterei, dazu müsste ich aber frische Exemplare bekommen. Allerdings war in einer anderen Ferienwohnung das Heringe braten ausdrücklich verboten. Und zuhause wahrscheinlich auch. Also lieber bei der genauso geliebten Forelle bleiben. Ich gönne mir die Verwandten aus der See eben häufiger wenn ich in den Norden fahre. Ist eben besser für den Küchendunst. Auf und in Borkum gibt es einige Restaurants, die nordisch – herb daher kommen, kein Schickimicki-Gehabe, ehrliche Produkte, schmackhafte Kreationen. Am Rande bemerkt bin ich mir sicher, dass Schickimicki Restaurants von den Gästen ihren zweifelhaften Ruf bekommen, die keinen Rivaner mögen, sondern lieber Müller-Thurgau trinken oder von Lederlenkradtypen, die Krug Clos du Mesnil für eine Badezimmerausstattung halten. Aber Spaß beiseite. Ich weiß ziemlich sicher, dass wir schon fast fünfzig Mal auf der Bohneninsel waren. Burkana. Aber beim letzten Besuch im Frühjahr 2020 gibt es nur noch in einem einzigen, fußläufig zu erreichendem, Restaurant Brathering, das ausgerechnet Im Kaffeepöttchen heißt. Woanders sagt man mir, dass das Gericht nicht gefragt würde. Na gut, dann eben die Sülze, die mag ich auch. Aber in Byls Fisshus gibt es eine wunderbare Art der Zubereitung für Grüne Heringe. Nämlich die vom Grill. Hmmh, Sabber! Und eingelegte Bratrollmopse im Brötchen auch. Spitze! Genau richtig, um die Deichwanderung zur Steernklippdüne fortzusetzen und durch den Küstendunst auf Juist zu schauen. Hierzu ein Land-Seeschaftslink: www.insel-borkum-entdecken.de

Und Sylt? Wart ihr nie auf Sylt? Na klar waren wir. Wir haben in Rekordzeit das Rantumbecken umrundet, jawohl, zu Fuß. Und in der Marineversorgungsschule in List gespeist. Alle Achtung. Leider gibts die nicht mehr. Lag aber nicht an uns und an den Speisen schon gar nicht.

Nicht auf Sylt gewesen zu sein wäre eine Insyltation.

Die Inselbesuche sind nicht mehr an die Schulferien gebunden. Beim Dösen im Strandkorb habe ich genug Muße, um über Gründe dafür zu simulieren. Und es kommt so manches aus dem Gedächtnis nach oben, das ich wahrscheinlich schon in verborgenen Dateien gespeichert habe. Ich habe nur im Traum daran geglaubt, dass eine Story entsteht, die so dicht am bisherigen Leben entlang schrammt. Gääähn, keep dreaming.

Ich bin Kapitän der Seagate-Moxie. Wir haben in Eemshaven festgemacht, und ich der Mannschaft ein paar Tage frei gegeben. Nur die Notbesatzung bleibt an Bord. Eemshaven bietet für hartgesottene Seeleute nur wenig Abwechslung, es sei denn man ist fotografisch interessiert. Die bildgebende Landschaft bietet schöne Motive bezüglich Windkraftanlagen oder Sugar-Terminals. Nächster interessanter Ort für Abwechslung jeder Art ist Groningen. Wir laufen erst nächste Woche aus, als Supportschiff für die Seekabelverlegung vor Juist. Ich nutze die freie Zeit, um meine Wohnung auf meiner Lieblingsinsel wieder zu beleben und nehme die Fähre. Der Erste Offizier würde mich benachrichtigen und mit dem schnellen Beiboot abholen, falls Probleme auftreten sollten. Mit dem Hafenmeister des Jachthafens habe ich dergleichen abgesprochen. Die Wohnung in der Neustraße ist in einem Top Zustand, dank der umsichtigen Pflege von Frau Wojtok. Ich kann mich nicht entschließen, meine Manchmalbleibe, an solvente Feriengäste zu vermieten, obwohl mich mehrere Menschen aus der Verwandtschaft immer wieder dazu drängen. Und so bleibt dieses Kleinod nur für mich reserviert und meine Besuche sind selten genug. Aber wenn ich dort bin, ist meist der erste Weg ins Restaurant Im Kaffeepöttchen, um die dort zelebrierte Fischplatte zu genießen. Oder die im Ostfriesenhof.

Zu meiner Wohnung gehört auch ein Strandkorb, der zwar in der Saison bereitsteht, aber fast nie von mir belegt wird. Ich habe mit den Strandkorbvermietern ein augenzwinkerndes Abkommen getroffen. Sie vermieten und pflegen ihn. So hat jeder etwas davon. Wenn ich mal da bin, ist er für mich reserviert. So auch dieses Mal Ende September. Für ein paar Tage. Ein mäßiger Nordwest wirbelt kaum Sand auf und ich kann mich der wundervollen Sonne hingeben, die hier besonders strahlt. Behaupte ich. Die üblichen Strandgeräusche. Ich lese viel. Irgendeine Schülergruppe feiert bestandene Prüfungen und das Rauschen und Prasseln der fernen Wellen ist immer wieder sehr beruhigend und macht schläääfrig und traumselig.

Bevor ich zu den Seefahrern wechsele habe ich einen anderen Beruf. Nach dem Studium von Sport und Erziehungswissenschaft hat mich das Ministerium, entgegen meinen Wünschen, eine Planstelle in Bonn besetzen zu können, an ein Gymnasium im Rhein-Sieg-Kreis geschickt. Ich erinnere mich an die erste Begegnung mit dem Oberstudiendirektor, dem Schulleiter, der mich mit den Worten anfährt: “Wir wollten schon eine Suchmeldung nach ihnen losschicken Herr .. Äh.“ Meine erstaunte Bemerkung, dass ich erst am vergangenen Tag meine Einberufung bekommen hätte ignoriert er und lamentiert, dass mein Fach Erziehungswissenchaft, ihn gezwungen hätte, einen Kurs in der Oberstufe einzurichten, und dass dieses Fach eigentlich das letzte wäre, was ein mathematisch-naturwissenschaftliches Gymnasium brauchen könnte. Und außerdem müsste es Pädagogik heißen, aber das wäre auch nicht besser. Ich wundere mich, dass er so wenig von seiner eigenen Berufswissenschaft hält. Also für Sport bestände schon Bedarf und in der kommenden Woche wäre der Stundenplan fertig. Auch meinen Einwand, dass ich mich ja nicht für dieses Gymnasium beworben hätte, quittiert er mit einem Schulterzucken und einem Brillenzurechtrücker. Der stellvertretende Schulleiter nimmt mich beiseite und zeigt mir sein umfangreiches Planungswerk. Eine ganze Wand voll Stundenplan. Er erklärt mir die Symbole der anderen Kollegen und installiert mich als schwarzen Punkt auf dem Tableau. Mit etwas Bedauern in der Stimme meint er, dass ich dienstags nur die erste Stunde Sport in der 5c hätte. Das bedeutet achtzig Kilometer, also vierzig hin und zurück. Eigentlich egal, ob eine oder acht Stunden, meint er, und ich pflichte ihm eifrig bei. Ach ja, einer der Kunstkollegen suche noch einen ideenreichen Partner für die Projektwoche. Mir wären Projekte in der Schulküche wesentlich angenehmer, aber die sind schon alle komplett. Und dann will er wissen, wie ich überhaupt dazu gekommen wäre nach dem Abi, den Lehrerberuf zu wählen oder einzuschlagen. Ich will es ihm gerade erklären, aber eine neue Kollegin, säße im Sekretariat und der Schulleiter hätte eine Besprechung. Ich solle es ihm schildern, sobald er wieder Zeit hätte. Aber er hat nie Zeit und fragt auch nicht mehr nach. Tja, weshalb bin ich wohl jetzt hier?!

Vor dem Abi war es schon eine Story wert, danach, aber hallo.

Ich erhalte mein Abiturzeugnis am 27. Juni und am 1. Juli rücke ich ein. Wehrpflicht. Luftwaffenausbildungsregiment nahe Nürnberg. Luftwaffengruppe Süd. Dienstgrad: Flieger. Obwohl ich eigentlich Matrose werden will und mindestens Fregattenkapitän. Grundausbildung knallhart, Bierorgien im Kompaniekeller, Dreitagmärsche, Blasen an den Mauken, Sprung vom Fallschirmübungsturm, Esbitkocher zum Aufwärmen von Corned Beef aus den Dose mit Tannenadelaroma. Alles Scheiß-egal. Ein Großteil der Kompanie hat fast in allen Kneipen Lokalverbot, da einige von uns sich unbedingt mit den gleichalterigen Zivilisten im Standort über Zahnersatz unterhalten wollen und diese eine ähnliche Kommunikation anstreben. Schließlich haben wir ja alle eine robuste Nahkampfausbildung mit der Prämisse: Nicht viel reden. Moagst raffa?genügt. Jedenfalls bei den bajuwarischen Kombattanten. Das Essen beim Bund ähnelt dem von Internat und Mensa. Zweckmäßig, sattmachend. Das Gericht, welches ich in relativer Erinnerung habe ist Tiroler Gröstl. Auch deswegen, weil er zu so manchen Blähgeräuschen in den olivgrünen Unterhosen führt. Deswegen relativ. Es schmeckt ganz passabel. Aber rund um die Kasernen in Mittelfranken und im Raum München bis Bodensee gibt es leckere Abwechslung. Karpfen hier, Haxn und Felchen dort. Und überall fragile Bratkartoffelverhältnisse. Meistens, der Einfachheit halber, Gastwirtstöchter. Also in meinem Fall.

Die politische Lage ist 1968 sehr angespannt. Grund ist die Krise in der Tschechoslowakei. Also nicht weit vom Standort entfernt befindet sich die Grenze. Verstärkte Zaunwachen, alle hypernervös. Wenig Heimaturlaub, damaliger Logdown. Und die Erinnerung präsentiert noch etwas, das mit Ernährung zu tun hat. Zwei Kameraden hören beim nächtlichen Wachgang ein Geräusch in der Nähe des Zauns am Kasernengelände. Einer spult das ab, was ihm eingetrichtert wurde. „Halt Bundeswehr! Stehenbleiben oder ich schieße“ usw. Warnschuss in die Luft, dann Schuss in Richtung des verdächtigen Geräusches. Dumpfes Fallen und anschließend ein Riesenauftrieb. Feldjäger (Nomen est omen) und viele Mützen und Schulterklappen-Applikationen in Silber. Zwei sogar in Gold. Es stellt sich heraus, dass der Kollege eine Kuh erschossen hat, die am Zaun graste. Diese versteht, pardon verstand, wahrscheinlich nur Fränkisch oder Bayrisch und der Schütze kommt aus Köln. Folge: es gibt sehr häufig in der nächsten Zeit Sauerbraten und Rindfleischvariationen in der Kantine. Wahrscheinlich nicht korrekt nach der Dienstvorschrift 0-16-30, falls es die gibt.

Während der Grundausbildung bestehe ich die Prüfung für die Offizierskarriere und die Laufbahnberatung ist überzeugt, dass ich, bei meinen sportlichen Fähigkeiten, im Starfighter F-104-G Karriere machen könnte. Der Witwenmacher oder Fliegender Sarg, wie er bei der nicht fliegenden Bevölkerung genannt wird. Ich bin im Jagdbomber Geschwader. Stab Fliegende Gruppe. Einige Monate später steuere ich den Jet von Köln-Wahn aus in Richtung Büchel, über die Mosel, dann zurück über Taunus und Westerwald. Die Landung in Wahn gelingt fast perfekt. Leider 300 Fuß zu hoch. Ground control aproach (GCA) sendete reichlich Warnsignale. Der Simulator crasht. Die Programmierer fluchen, die Neuprogrammierung dauert Stunden. Das, was heute in ein Handy passt, nahm damals mehrere Stahlschränke ein. Ob das wirklich das ist, was ich will? Also beruflich in einer Rakete sitzen, die ziemlich häufig abstürzt?! Und deren Bedienungsanleitung fünf Zentner wiegt. Nein, ich quittiere den Dienst (sehr kompliziert) und lande, nach dem Studium, als Lehrer in eben diesem Gymnasium. Der Beruf macht wirklich Spaß, bis mir Kevin Wasener (Name geändert) begegnet. Auf dem Weg zum Lehrerzimmer sehe ich, wie er schwere Ranzen in den Treppenschacht wirft, um andere Mitschüler zu treffen, die ihn wohl immer mobben. Ich verhindere weitere Zielübungen, um Tote zu vermeiden und will ihn ins Lehrerzimmer bringen, doch er reißt sich los und stürmt die Treppe aufwärts. So schnell es ein adiposer Fünft-Klässler eben vermag. Kein Problem, ihn einzuholen und nach Name und Klasse zu fragen. Das ginge mich nichts an. Ich fasse diesmal fester zu, er hält sich am Geländer fest und fordert: „Lass mich los, du blöde Sau!“ Dann versetzt er mir einige Tritte auf mein rechtes Knie. Ich löse den Griff wegen starker Schmerzen, und er verschwindet und randaliert irgendwo anders weiter. Rittalitinmangel ist später die Diagnose. Was danach an Täterschutz folgt, lässt meine Selbstdefinition als Lehrer humpelnd dahin schmelzen. Ständige Knieschmerzen, Knorpelschaden und das als Sportlehrer. Der beauftragte Objektiv-Orthopäde kann mit meinen mitgebrachten MRT-Bildern nichts anfangen, schaut sie sich auch nicht an und bemerkt, dass auf den diffusen Röntgenbildern keine Schaden zu erkennen sei. Diffus ist meine Einschätzung. Der Amtsarzt ist der Meinung, dass ich meine Unterrichtsstunden auch im Sitzen halten könne, der Kunstlehrer würde es ja auch so machen. Klar, ich unterrichte Speerwerfen oder Kugelstoßen im Sitzen. Habe ich auch eine Zeit lang versucht. Nicht unmöglich! Ich rudere mit der vorzeitigen Pensionierungsverfügung davon. Richtung maritme nördliche Gefilde. Die Urkunde für 25 Jahre treue Dienste für die BRD wird per Post zugestellt. Die im Schulkiosk aufgewärmten, sogenannten Schulburger vermisse ich nicht wirklich. Im Wasserbad dümpelnde Frikadellen mit Gummibrötchen. Gedanklich liegen sie mir heute noch im Magen.

Beim Verdauungsspaziergang in der Langen Fenne, nach Fischplatte im Lieblingsrestaurant, höre ich plötzlich hinter mir: „Lass mich los du blöde Sau!“ Die Stimme dringt in mein Hirn und ist kongruent mit dem selben Satz, der dort unauslöschlich gespeichert ist. Ich drehe mich um und sehe ihn. Den erwachsenen Kevin Wasener, an dessen Arm ein etwa 10-jähriger Junge zerrt und eben dieses schreit: „Lass mich los du blöde Sau!“ Die beiden treten aufeinander ein. Ich mische mich mal wieder ein, um schlimmeres zu verhindern, wahrscheinlich kann ich nicht anders. Dieses Mal aber distanzierter als damals. Sie stürzen in den trüben Entwässerungsgraben.


 
Zwei Tage später lese ich in der Inselzeitung, dass die zwei Verletzten im Siel inzwischen identifiziert seien. Vater und Sohn. Die Namen werden nicht genannt, nur einige Details. Beide haben lädierte Kniescheiben, Schädelblessuren und im Blut wurde Rittalitin nachgewiesen. Ich reinige meinen Baseballschläger mit Sand und vergrabe ihn unter meinem Strandkorb. Es ist einer dieser Holzknüppel, die wir damals in der Sport-Kunst-Projektwoche mit chinesischen Zeichen gestaltet haben. Etwas gekürzt hat er immer einen aufrechten Platz in meinem Rucksack. Das Meeresrauschen macht soo müde. Die Korbnachbarin bittet um Verzeihung für die Störung. „Tschuldigung, wären sie so lieb und würden mir ihr Fernglas kurz leihen. Da fährt ein so schönes Schiff vorbei, vielleicht kann ich lesen, wie es heißt“ sagt sie aufgeregt.“ Und können sie?“ frage ich ahnungsvoll. „Ja, danke, es ist die Seagate-Moxie“ „Ohne Kapitän laufen die aus“ murmele ich. Die Dame schaut verständnislos, schüttelt den Kopf und gibt mir mein Fernglas zurück. Sie geht zu ihrem Korb, zieht ihre Schuhe aus und wischt mit den Socken den feinen Sand von den Füßen. Sie ruft zu mir herüber: „Wie gut, dass Sand keinen Dreck macht und alles reinigt.“ Die Seagate-Moxieverschwindet im Dunst. Von der Strandtreppe her nähern sich zwei Polizisten.

Mein Handy vibriert, anscheinend ist der Klingelton abgestellt. Das Logo der Seagate-Moxie auf dem Display und mehrere Nachrichten. Ich lese die letzte: „Hallo Captain, hier ist Smutje Jürgen. Wir haben alles versucht, Sie aber nicht erreicht. Die Reederei hat Ersatz geschickt, wir passieren gerade Borkum. Ich habe weisungsgemäß die bei Bosfood bestellten Spezialitäten gebunkert. Brathering hatten die aber nicht, nur marinierten Walfischpenis. Was soll ich mit dem ganzen Zeugs machen?“ Ich knirsche und tippe ein: Friss alles auf, du hast ja eh nur Essen im Kopf, für mich gibts mal wieder Anstaltskost – für ziemlich lange Zeit. Einer der beiden Polizisten spricht mich an. Seine Stimme ist mir vertraut. „Wir räumen morgen die Strandkörbe ins Lager. Bitte werfen Sie den Schlüssel in den Kasten an der Bude. Bis zum nächsten Mal. Tschüss.“ Ach die Strandkorbwärter! Klaro! Die Saison ist zu Ende. Im Headphone säuseln die Beatles: Please, don’t wake me, no, don’t shake me. Leave me where I am, I’m only sleeping. Und eine noch vertrautere Stimme: „Komm, pack alles zusammen, ich gehe schon mal zur Terrasse und bestelle zwei Abschiedschampagner, morgen ist hier Schluss am Strand.“ Ich lächle und denke „Ja, gute Idee, für mich auch zwei“

Frank-Krajewsk
Foto © Claus Kuhlen

Freuen Sie sich nächsten Sonntag auf ein weiteres, neues Kapitel aus dem spannenden kulinarischem Leben von Frank Krajewski.

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