„Schuhbeck’s Truffles & Pralinen“

Die kulinarische Vermarktung rund um Prominente gibt immer wieder Anlass zu Kritik (siehe auch den hier besprochenen Wein von Günther Jauch). Der Grund ist fast immer, dass den Protagonisten angesichts der Möglichkeit, noch mehr Geld zu verdienen, jede Art von kulinarischer Selbstkontrolle abhanden zu kommen scheint. Die bei Discounter ALDI vertriebenen „Truffles & Pralinen“ von Alfons Schuhbeck setzen da allerdings einen neuen Tiefpunkt. Schuhbeck bewegt sich in einem Bereich, in dem in Deutschland ohnehin wenig Kennerschaft herrscht. „Chocolats“ nach französischem Vorbild haben bei uns nach wie vor Seltenheitswert und der normale Kunde hat insofern in der Regel keinen Qualitätsvergleich. In der bei ALDI gekauften Packung, die von der Halloren Schokoladenfabrik in Halle/Saale hergestellt wird, bietet er vier Sorten an – alle unter Verwendung von Gewürzen. Die Aufmachung geht ein wenig in Richtung „edel“, hat einen leicht klassischen Touch und neben dem Bild Schuhbecks auch die Vertrauen und Nähe suggerierende Unterschrift „Ihr Alfons Schuhbeck“. Hier einige Degustationsnotizen.

Orange – Ingwer
Ganz allgemein kann gelten, dass die Pralinen in der Qualität absoluten Billigprodukten wesentlich näher stehen als guten Pralinen aus handwerklicher Produktion und unter Verwendung ausgesuchter Grundstoffe. Bei Orange-Ingwer ist schon der erste Eindruck der von Billigware. Es gibt – trotz der an klassischen Vorbildern angelegten Optik – keinerlei seriösen Schokoladengeschmack. Das Bild bleibt dominiert von einer intensiven Süße, Säure und einer gewissen Schärfe im Nachhall. Weder Orange noch Ingwer werden klar deutlich, der „billige“ Eindruck bleibt bestehen. Der klassische Typus einer aromatisierten Praline (also einem Produkt, bei dem eine gute Schokolade erkennbar wird und bleibt und eine dezente Aromatisierung für die Individualisierung sorgt) ist weit entfernt.

Kaffee – Arabische Gewürze
Einer überraschend harten Oberfläche folgt abermals eine komplett „billig“ wirkende Füllung, die längere Zeit lang ausschließlich süß schmeckt. Gewürze sind weder zu lokalisieren, noch spielen sie eine irgendwie geartete, wesentliche Rolle. Vom Kaffee bekommt man in erster Linie dann einen Flash, wenn man auf die Bohne beißt, was allerdings eher zufällig ist und dann den Gaumen komplett dominiert. Wieder fehlt jegliche sinnvolle Mischung aus Schokolade und Aromen. Im Vergleich zu den oft hervorragenden Produkten guter Chocolatiers in diesem Bereich fällt die Schuhbeck-Praline hier besonders weit ab.

Mango – Chili – Trüffel
Angesichts von Schuhbecks Auftreten und medialer Rezeption als „Gewürzpapst“ erstaunt auch hier wieder die Banalität des Umgangs mit probatesten Kombinationen. Die abermals penetrante Süße bekommt hier einen unangenehmen, chemisch wirkenden Nebengeschmack. Von der Frucht ist so gut wie nichts zu spüren, schon gar nicht von einer erfrischend-präsenten Fruchtnote. Der Akkord ist wieder ohne Fundierung im Bereich der Schokoladenaromen und wirkt banal.

Salz – Karamell
Vorbild für diese Praline ist offensichtlich das aus der Bretagne bekannte Produkt „Caramel au beurre salé“. Allerdings scheint man die möglichen Qualitäten dieser Kombination überhaupt nicht zu kennen. Bei Schuhbeck hat weder das Karamell professionelle Qualitäten noch die oft faszinierende Balance zwischen Karamell und Salz. Die vom Salz obenauf dominierten Salznoten dominieren schnell den Geschmack, so dass ein Akkord oft erst gar nicht zustande kommt. Es schmeckt zudem eher nach unschöner Schokolade als nach Karamell.

Fazit
Bei den „Truffles & Pralinen“ von Alfons Schuhbeck handelt es sich offensichtlich wieder einmal um den Versuch, mit möglichst wenig kulinarischem Aufwand TV-Prominenz zu vermarkten. Die ausgesprochen schwache Qualität wirft aber darüber hinaus ein sehr schlechtes Licht auf die immer weiter um sich greifenden Aktivitäten Schuhbecks, die er offensichtlich mit Leuten realisiert, die kommerzielle und nicht kulinarische Ziele im Auge haben. Es gibt hier keine Variante von Pralinen aus der Sicht eines Gewürzverkäufers, sondern schlicht und einfach ein schlecht gemachtes Billigprodukt, das gleichwohl mit 4,99 Euro seinen Preis hat.

 

 

 

7 Gedanken zu „„Schuhbeck’s Truffles & Pralinen““

  1. Ihnen persönlich schmecken die pralinen nicht,vielen anderen wahrscheinlich schon,die Kritik ist ja Personen bezogen auf sie,wäre schön wenn sie dass erwähnen würden.

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    • Lieber Herr Munz,

      Sie versuchen mit solchen Bemerkungen, die Rolle des Kritikers zu beseitigen. Kritiker werden dann als zuverlässig und seriös angesehen, wenn sie in vielen Jahren gezeigt haben, daß ihre Meinung tragfähig und begründet ist. Und wenn wir aufhören, schwache Qualitäten von guten zu unterscheiden, können wir uns auch gleich ganz denjenigen überlassen, die mit uns nur möglichst viel Geld verdienen wollen, dabei aber nicht auf Qualität achten

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  2. Sehr geehrter Herr Dollase,
    ich muss widersprechen. Auch ich habe diese Pralinen verkostet und finde sie sehr gut. Ich empfinde es als Hetzerei gegenüber Alfons Schuhbeck immer und überall das „Haar in der Suppe“ zu suchen. Leben und leben lassen, sollte die Devise sein.

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  3. Sehr geehrter Herr Dollase, schön, dass Sie sich sich trauen solche Produkte zu verkosten.
    Warum solcherlei schlecht, unbalanciert…. schmeckt, ergründet meist ein Blick auf die Zutatenliste: natürliche Aromen!

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