Vor-Corona: Gastronomische Bilder aus besseren Zeiten, Bild 2

Jan Hartwig und das „Atelier“ im Bayerischen Hof
Der „Bayerische Hof“ am Münchner Promenadeplatz mit dem Denkmal für Michael Jackson vor der Tür ist sicherlich ein Luxushotel. Aber – es fehlt der demonstrative Protz, weil in gewisser Weise die Exklusivität eine andere ist. Vor dem Eingang geht es zu fast jeder Tageszeit lebhaft zu, es gibt mehrere Wagenmeister, immer wieder Luxusautos, immer wieder aber auch Busse mit größeren Gesellschaften, es gibt manchmal die von Sylt, aus Mallorca, von der Côte d’Azur oder aus Kitzbühl, aber eben immer auch sehr viel bekannte Köpfe aus der Industrie, den Medien oder der Politik. Dass es abends eine berühmte Bar, einen Jazzclub und ein Theater gibt, merkt man schon am Betrieb auf der Straße. Es ist eben der „Bayerische Hof“, eine Institution, ein Kosmos für sich.

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Vor-Corona: Gastronomische Bilder aus besseren Zeiten. Bild 1

Es bleibt nicht aus: Man denkt nicht nur daran, wann man wieder die Restaurant-Besuche aufnehmen kann, sondern hat auch immer wieder mit Pop-Ups von Szenen zu kämpfen, die wirklich rein gar nichts mit dem Virus zu tun haben. Es gab ihn da einfach noch nicht. Ob wir in absehbarer Zeit wieder eine solche Freiheit und Lust am Genuss entwickeln werden, muss sich erst noch zeigen. Nach all den Diskussion, an denen ich mich in den letzten Wochen intensiv beteiligt habe, gehe ich jetzt einmal in die andere Richtung.

Bild 1: Brüssel, im „Aux Armes de Bruxelles“
Es gibt in Brüssel bei einer bestimmten Art von Alteingesessenen eine prächtige Angewohnheit, die mich in ihrer ganzen Selbstverständlichkeit immer wieder schwer beeindruckt. Da machen sich etwas ältere Herrschaften, die aber offensichtlich noch bei guter gastronomischer Kondition sind (und davon gibt es in Brüssel eine ganze Menge), am Samstagmorgen zu einem Bummel in der Innenstadt auf. Man macht ein paar Besorgungen hier, ein paar Besorgungen da, sieht sich die Auslagen an, liest Speisekarten und trifft immer wieder auf der Straße alte Bekannte, die seit Jahren ebenfalls immer samstags „in die Stadt“ kommen. Wir kennen das, weil einer unserer besten Freunde genau das seit Urzeiten macht.

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Corona-Krise: Brauchen wir einen deutschen Alain Ducasse?

(C) Foto: AFP, Francois Guillot

Aus französischen Quellen gibt es aktuell Informationen darüber, dass die Restaurants in Frankreich vielleicht ab dem 15. Juni wieder öffnen können. Dies dann allerdings progressiv, also über mehrere Wochen hinweg und nicht alle zum gleichen Zeitpunkt. Details scheint es noch nicht zu geben, aber anscheinend laufen die Diskussionen und die Planungen eindeutig in diese Richtung. Zu diesem Thema wird ohnehin hier wie dort noch viel zu klären sein.

Und da kommt dann auch die Information, dass am heutigen Freitag ein Gespräch von Alain Ducasse mit Präsident Macron geplant sei – natürlich exakt zu dem anstehenden Thema. Es ist allgemein bekannt, dass das Ehepaar Macron ein sehr gutes Verhältnis zur Spitzengastronomie hat. Schon kurze Zeit nach seinem Amtsantritt gab es ein Bild von Macron im Kreise einer großen Zahl von französischen Spitzenköchen.

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Karl Lauterbach ist auch nur ein Politiker – versteht also die Gastronomie nicht

Karl Lauterbach, Foto: Susie Knoll
Foto: Susie Knoll

Heute morgen klang der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach im Morgenmagazin wieder wie immer: Er bestärkte alle Positionen, die eine strenge Reglementierung vorsehen und blieb im Wesentlichen auf sein Fach beschränkt. Gestern aber ließ er in ein paar kurzen Sätzen einige äußerst bedenkliche Positionen in Sachen Wiedereröffnung der Gastronomie erkennen. Da hieß es dann sinngemäß, dass die Gastronomie der letzte Bereich wäre, der wieder seinen normalen Betrieb aufnehmen könne. Als Grund nannte er zum Beispiel, dass „die Gastronomie“ sozusagen das Kernproblem der Pandemie sei und alles Übel von dort käme. Die Aussage ist unhaltbar und lässt schwerwiegende Informationsmängel über die vielfältige Arbeit der Gastronomie in ihren ganz unterschiedlichen Formaten erkennen. Vermutlich spuken im Hinterkopf von Lauterbach und Co. (er ist ja nicht der einzige Politiker, der ein naives Verständnis von Gastronomie zeigt) vor allem noch die Karnevalsveranstaltung von Heinsberg, Bilder vom Oktoberfest und solche von überfüllten Brauhäusern in München und anderswo.

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Auszeit – Denken 6: Das Problem mit den Produkten, oder: Kann die Gourmetküche nach der Krise überhaupt so sein wie vorher?

Nach den ersten Wochen von Schließungen droht vor allem der gehobenen Gastronomie nun ein neues Problem. In den klassischen Erzeuger-Ländern wie Frankreich, Italien und Spanien (aber zu einem Teil auch in Deutschland) kommen die Produzenten und Lieferanten bester Ausgangsprodukte mehr und mehr in Schwierigkeiten. Der Ausfall der Nachfrage und Behinderungen der Vertriebswege sorgen für Überproduktionen und bringen vor allem spezialisierte, kleinere Produzenten in große Schwierigkeiten. In Frankreich zum Beispiel setzen sich schon Köche für den Erhalt der Küstenfischerei ein (also der Fischerei im kleinen Boot oder auch der Fischerei „en ligne“), und an anderen Stellen drohen Massenschlachtungen von Beständen (mit entsprechenden finanziellen Verlusten), die nicht mehr auf normalem Weg abgesetzt werden können. Wenn hochpreisige Realien wie Steinbutt und bretonischer Hummer, wenn Produkte wie Bresse-Poularden oder Limousin-Lämmer einfach nicht mehr verkauft werden: Wie lange wird es sie noch geben können?

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Auszeit-Denken 5/2: Konzepte anbieten!

Die gestrige Zusammenkunft von Kanzlerin Merkel und den Ministerpräsidenten hat – wie leider zu erwarten – in Richtung Wiedereröffnung der Gastronomie noch keinen Millimeter Fortschritt gebracht. Auf Nachfrage von Journalisten gab es Aussagen wie die, dass man sich da noch gar keine Gedanken gemacht habe. Die Lage wird sich also weiter verschlechtern. Aus diesem Grunde … Weiterlesen

Auszeit-Denken 5: Die Rückkehr wird voller Tücken sein

Es ist sicher gut, dass viele Köche und Gastronomen in der Krise mit Themen befasst sind, mit denen sie sonst eher selten zu tun haben. Es ist sicher auch nicht schlecht, wenn kreative Sterneköche gezwungen sind, über andere Formate für ihre Gerichte nachzudenken und vielleicht zu Formulierungen finden, an die sie sonst kaum gedacht hätten. … Weiterlesen

Auszeit-Denken 4: Grundsätze für die praktische Arbeit in einer unter ganzheitlichen Aspekten angelegten Küche

Worum es geht: Nach einer Analyse aller möglichen Forderungen zur Verbesserung der Ernährung und der kritischen Auseinandersetzung mit verschiedenen kulinarischen Systemen von der Spitzenküche bis zur industriellen Nahrung lassen sich klar Schlüsse für die Praxis ziehen. Sie werden hier in 10 Grundsätzen/Forderungen zusammengefasst und erläutert. Der Theorie soll hier ganz entschieden die Praxis folgen. Und … Weiterlesen

Wolfgang Gröller (Hrsg.) / Lukas Nagl / Katharina Seiser: Salzkammergut. Das Kochbuch. Brandstätter Verlag, Wien 2020. 248 S., geb., Hardcover, 35 Euro

In der letzten Zeit bilden sich vermehrt eine Art neue kulinarische Zentren, bei denen nicht nur das Hauptrestaurant bemerkenswert ist, sondern auch eine ganze Anzahl weiterer Aktivitäten. Im kleinen, äußerst spektakulär gelegenen Traunstein am Traunsee hat die Familie Gröller neben zwei Hotels auch mehrere Restaurants, von denen das „Bootshaus“ mit dem ausgezeichneten Koch Lukas Nagl eine exzellente, regional angelegte Spitzenküche (4 Hauben im Gault Millau) bietet. Lukas Nagl ist aber auch der Verantwortliche für die Küche des Wirtshauses „Poststube 1327“, und die ist ganz ähnlich interessant wie die Gourmetküche.

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