Ogottogott! Anmerkungen zum neuen Gault&Millau-Magazin

Man wird nicht umhinkönnen, das neue Gault&Millau-Magazin weitgehend konzeptlos, überflüssig und im Detail auch noch ärgerlich zu finden. Man findet nichts, das es nicht seit vielen Jahren auch in anderen Magazinen gibt, epigonale Standards also. Es wirkt so, als ob man aus den üblichen Versatzstücken etwas zusammengepuzzelt hätte, dazu noch die öde, anämische Titelbild-Ästhetik von „Salon“ kopiert und mittels Layout-Moden (viel weiße Flächen) nebst dickem Papier schließlich auf scheinriesenartige 186 Seiten gekommen wäre.

Weiterlesen

Und wenn man ihnen Hausverbot erteilt? Eine Glosse oder so etwas ähnliches.

Jetzt helfen nur noch Sarkasmus, Satire, Happenings oder hinterhältige Aktionen. Wie wäre es zum Beispiel, wenn man den Quälgeistern aus Politik und Co. in Hotels und Restaurants Hausverbot erteilen würde? Wenn sie dann mal wieder – natürlich wegen dringender Amtsgeschäfte oder sonstiger beruflichen Inanspruchnahme in ihrem Abgeordneten-Nebenberuf – ausrücken, stünden sie vor geschlossenen Türen oder – auch sehr hübsch – würden zwar in ein Hotel hineingelassen, beim Abendessen dann aber ausgesperrt. Wie würden sie sich fühlen? Ungeliebt, missverstanden, als Opfer eines sehr konkreten Echos auf ihre Aktivitäten, mit dem sie normalerweise in ihrer abgeschirmten Welt nicht zu rechnen hätten?

Weiterlesen

Vor-Corona, Bild 9: Andreas Rieger. Kreativkoch.

Die Vor-Corona-Bilder sollen in diesem Falle einen Koch würdigen, der einer der wenigen wirklich kreativen Köche Deutschlands ist. Er hat etwas geschafft, das ihm vielleicht als Spanier oder Franzose Weltruhm eingebracht hätte – so wie vielleicht zu seiner Zeit Michael Hoffmann. Er hat es geschafft, einen ganz eigenen Geschmack zu entwickeln und diesen auch noch … Weiterlesen

Vor-Corona, Bild 8: “L’Ambasciata” in Quistello. Von Papst und Dessous und Kochgymnastik im Aquarium

Die Po-Ebene ist nicht die Toskana. Statt Postkartenmotiven an jeder Ecke gibt es hier oft spröde Landschaften, deren ganz spezieller Reiz sich nur Leuten erschließt, die ganz auf Empfang gestellt und ihre alten Vorstellungen zu Hause gelassen haben. Wir waren unterwegs zu einigen Terminen in der Gegend und hatten noch etwas Zeit, die wir für … Weiterlesen

Was denn nun? Tokio oder New Wave oder nichts von beidem?

Andrea Fazzari: Tokyo new wave. 31 chefs defining Japan’s next generation, with recipes. Ten Speed Press, New York 2018. 297 S., Hardcover, ca. 32 Euro (in englischer Sprache)

Es hat seine Gründe, warum ich hier dieses Buch von Andrea Fazzari aus dem Jahre 2018 erst nach dem neuen von 2020 bespreche. Das neue („Sushi Shokunin. Japan’s Culinary Masters“), das ich in der letzten Woche vorgestellt habe, befasst sich mit den Sushi-Meistern, die ganz in der Tradition stehen und aus dieser Tradition heraus ihre individuellen Varianten entwickelt haben.

Weiterlesen

Ist dies eines der besten kulinarischen Bücher?

Andrea Fazzari: Sushi Shokunin. Japan’s Culinary Masters. Assouline Publishing, New York 2020. 280 S., geb., Hardcover mit Prägedruck und Seidenbezug. (in englischer Sprache, erhältlich z.B. über Amazon, 69,99 Euro)

Bei all dem Ärger, den wir in unserer Szene seit viel zu langer Zeit haben, muss man sich zwischendurch auch einmal wieder richtig freuen können und dürfen…

Es gibt ganz, ganz selten Bücher, die lösen bei mir so viele spontane Inspirationen aus, dass ich in der Nacht noch weiterdenke. Dieses Buch ist ein solcher Fall, und das liegt daran, dass hier alles mögliche, sensationell Gute zusammenkommt.

Weiterlesen

Michelin 2021: Zum Beispiel Nils Henkel

Wie untauglich das Bewertungssystem des Guide Michelin sein kann, und wie sehr es geradezu Desinformationen verbreitet, kann man nirgendwo sonst so gut erkennen wie bei Nils Henkel und dem „Bootshaus“ im Hotel „Papa Rhein“ in Bingen. Ganz abgesehen davon beschäftigen sich die Pressemeldungen zum neuen Guide Michelin in vielen deutschen Zeitungen und Online-Portalen in scheinbar … Weiterlesen

Michelin vs. Stiftung Restaurantkritik. Eine notwendige Überlegung

Im Zusammenhang mit der neuen Ausgabe des Michelin und dieses Mal auch im Zusammenhang mit dessen sponsorenlastiger Präsentation wurde wieder einmal viel und global kritisiert. Manche Beobachter scheinen den Eindruck zu haben, als ob man irgendwie hilflos diesem System ausgeliefert sei, und dessen merkwürdige Entwicklungen nur noch über sich ergehen lassen oder komplett ablehnen kann. … Weiterlesen

Michelin Deutschland 2021

Eine neue Ausgabe des Guide Michelin mitten in der Corona-Zeit? Warum nicht, wenn man es richtig macht. Wir hatten einige Monate, in denen man als Tester/Kritiker arbeiten konnte und man hat sich sogar ein wenig angestrengt, möglichst viele Informationen zu bekommen, weil mit Blick auf den Herbst schon früh Vorsicht angesagt war. Warum sollte man bei Michelin den Führer nicht aktualisieren? Die Tendenz geht ohnehin auch bei Michelin weg von einer Print-Ausgabe und hin zur App, die jederzeit aktualisiert werden kann.

Natürlich kann man sich die Frage stellen, ob es Auswirkungen des ersten Lockdowns gegeben hat, die einen Einfluss auf die Leistungen der Restaurants im Sommer gehabt haben. Das war – da sind sich alle einig – nicht unbedingt der Fall, weil die Küchen schon in kurzer Zeit wieder hochgefahren werden konnten.

Weiterlesen