Die „Jeunes Restaurateurs Deutschland“ haben kürzlich auf verschiedenen Internetportalen die Ergebnisse ihres 12. Genusslabors veröffentlicht. Der Text hatte die Überschrift: „Reduktion als Trend in der Gastronomie: Wenn aus weniger mehr wird.“ Berichtet wird von verschiedenen praktischen Ansätzen der Mitglieder, aber auch von allerlei Gedanken rund um das Thema. So begrüßenswert solche Treffen und Diskussionen auch sind: man muss beim Lesen den Eindruck gewinnen, als ob das Thema bestenfalls und mehr oder weniger unstrukturiert diskutiert worden ist und noch einer erheblichen Präzisierung bedarf. Es gibt viele unklare Nebenwege – wie zum Beispiel den Verweis auf Aussagen von Daniel Humm auf der „Chef-Sache“, er suche im Prinzip nach Gerichten, die mit zwei Elementen auskommen. Das klingt wie Kartoffel und Butter, ist aber falsch verstanden worden. Daniel Humm ist ein hervorragender Minimalist, der bei seinen Gerichten oft nur sehr wenig Elemente einsetzt. Die aber sind – da hätte man einmal einen Blick in sein letztes Buch werfen sollen – oft sehr komplex zubereitet. Sind sie nun reduziert oder sehen sie nur so aus?
Jürgen Dollase
Daniel Humm: Eleven Madison Park. The Next Chapter. Matthaes-Verlag, Stuttgart 2019. 384 S., geb., Ganzleinen, 79.50 Euro
Passend zu seinem Auftritt auf dem „CHEF-SACHE“ Kongress in Düsseldorf ist nun auch da aktuelle Buch von Daniel Humm in deutscher Übersetzung erschienen. Das amerikanische Original stammt aus dem Jahr 2017. Der 1976 geborene Schweizer und schon Fast-Amerikaner ist einerseits Chef des „Eleven Madison Park“ in New York (Nummer 1 in den Top 50 im Jahre 2017). Andererseits ist er vielleicht der nächste Koch, der ein gastronomisches Imperium ganz nach amerikanischer Art aufbaut – also in die Fußstapfen von Jean-Georges Vongerichten, Wolfgang Puck und Co. tritt. Humm kam im Jahre 2006 aus Kalifornien nach New York ins „Eleven Madison Park“ und erhielt im Jahre 2011 den dritten Michelinstern.
Marc Declerq/Willem Asaert: Roger & Ik. 48 Collega’s over de blijvende Invloed van Roger Souvereyns. Uitgeverij Lannoo, Tielt 2018. 304 S., geb., 60 Euro (in niederländischer Sprache)
Roger Souvereyns ist ein flämischer Koch, dessen Arbeit im „Scholteshof“ in der Nähe von Hasselt in Belgien zeitweilig mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet wurde. Im Dezember feierte Souvereyns seinen 80. Geburtstag. Aus diesem Anlass ist ein Buch entstanden, in dem 48 ehemalige Mitarbeiter seinen Einfluss auf ihre Arbeit schildern und Rezepte beisteuern. Soweit die schlichten Fakten, die – wie jeder Kenner der Lage weiß – überhaupt nicht wiedergeben, um wen und was es sich hier eigentlich handelt. Man muss den mittlerweile vielen Köchen und Gourmets, die den Scholteshof nie besuchen konnten, unbedingt erläutern, welch sensationelle Angelegenheit dieses Restaurant war.
Wie „fein“ muss „heimisch“ sein?
„Feinheimisch“ ist eine gute Idee, sollte aber gastronomisch strammer auf Kurs gebracht werden. Eine BIO-Placebo-Küche ist jedenfalls keine Lösung. Es gibt schon immer ein Problem mit jener Küche, die von Organisationen und Vereinigungen wie Slow Food angeboten oder bevorzugt wird. Das wurde mir gerade erst wieder im Restaurant des „Nordfriesischen Lammkontors“ in Husum klar. Man … Weiterlesen
Hat der Gast das Zeug zum König?
In der Berichterstattung über die „CHEF-SACHE 2019“ für die Deutsche Presse-Agentur stellt Christian Volbracht ein altes Problem wieder in den Mittelpunkt. In der Überschrift des Textes heißt es provokant: „Der Gast ist nicht mehr König“. Und obwohl das Thema im Text erst ganz zum Schluß als Zitat von Marco Müller kenntlich wird, liest man natürlich … Weiterlesen
Zweimal – so stark! Andreas Rieger und Felix Schneider haben ein Menü zusammen entwickelt.
Am 14. September 2019 trafen sich Andreas Rieger (ex-einsunternull, Berlin) und Zwei-Sterne-Koch Felix Schneider vom Sosein zu einem Kreativgipfel der besonderen Art in den Räumen des Restaurants in Heroldsberg. Das 22-gängige Menü soll hier wegen seiner kreativen Potenz komplett dokumentiert werden. Ich danke den beiden Köchen für Detailangaben, vor allem aber Uwe Spitzmüller von www.highfoodality.de, … Weiterlesen
Ein journalistischer Amoklauf: Franck Pinay-Rabaroust nennt einen Besuch im Steirereck in Wien seine „schlimmste gastronomische Erfahrung“.
Der französische Journalist Franck Pinay-Rabaroust ist ein ehemaliger Redakteur des Guide Michelin und Gründer der Website ATabula.com. Dort versucht er häufig, kontroverse Themen zu generieren – aktuell zum Beispiel eine Diskussion darum, ob die MOF-Juroren beim Bocuse d’Or die Zöglinge anderer MOF’s besser bewerten (MOF = Meilleur Ouvrier de France, ein Titel, der nach einem … Weiterlesen
Höher, tiefer, weiter: Modernist Bread, Teil II, Die Rezepte
(Bibliographische Angaben s. Rezension Teil I) Allgemeines und Vorbemerkungen Mit zwei Bänden nehmen die Rezepte in „Modernist Bread“ einen großen Raum ein. Und weil es Myhrvold immer um ein Maximum an Präzision geht, sind die Rezepte auch nicht unbedingt einfach zu realisieren. „Mal eben ein Brot backen“ geht hier jedenfalls nicht. Diese Präzision hat allerdings … Weiterlesen
Casual Fine Dining. Eine gute Idee ist dabei, eine schlechte Wendung zu nehmen
Auf der CHEF-SACHE am Sonntag hat der New Yorker Starkoch Daniel Humm in unserem großen Interview eine Menge über seine neuen Restaurant-Konzepte außerhalb von „Eleven Madison Park“ erzählt. Dabei gab es auch Informationen über sein Restaurant in London, und speziell über das gastronomische Konzept. Man habe ihm gesagt, dass man „auf keinen Fall Fine Dining“ … Weiterlesen
Höher, tiefer, weiter: Nathan Myhrvold hat wieder zugeschlagen
Nathan Myhrvold/Francisco Migoya: Modernist Bread. The Cooking Lab, Bellevue 2017/2019. Bd. 1: 374 S., Bd. 2: 426 S., Bd. 3: 437 S., Bd.4: 458 S., Bd. 5: 317 + 114 S., Hardback in Edelstahlbox mit ausgestanztem Monogramm, Extra Rezeptbuch für die Küche mit Ringbindung. 525 Euro (Ausgabe in deutscher Sprache.) Erster Teil der Rezension: Allgemeines, … Weiterlesen