
Guillaume Sanchez/Henry Michel: Post-Cuisine. Éditions du Chêne/Hachette Livre, Paris 2020. 328 S., geb., Hardcover, 39,90 Euro (in französischer Sprache, z.B. bei Amazon erhältlich)
Der französische Sternekoch Guillaume Sanchez (30) ist einer der bemerkenswertesten Köche seiner Generation. Das scheint natürlich erst einmal an seinem wirklich punkigen Aussehen zu liegen, das ihm frühzeitig allerlei Bilder in allerlei Zeitungen eingebracht hat. Seine Tätowierungen wirken eben nicht wie nach Hipster-Art sorgsam geplant und zusammengespart, sondern teilweise ziemlich spontan und entsprechend schräg und authentisch. Und weil er auch schon früh interessante Kochbücher geschrieben hat, konnte er schon im Jahre 2015 mit dem „Nomos“ in Paris sein erstes Restaurant aufmachen.





Es wird viele Leute geben, die das Erscheinen eines solchen Buches mit einem gewissen Grummeln in der Magengegend registrieren. Gab es nicht auch schon Witzigmann und Mälzer oder Witzigmann und Biolek und hatte man nicht in beiden Fällen den Eindruck, als ob sich da Mittelmaß an einen ganz Großen „ranschmeißt“, oder jedenfalls der Eindruck entstehen muss, dass die Zusammenarbeit mit der Kochlegende die eigene Person irgendwie schmückt und/oder aufwertet?


Marina Ginkel und Dirk Schritt haben das gemacht, was sich vermutlich eine ganze Menge von Foodies mehr oder weniger heimlich wünschen. Sie haben sich sozusagen aus ihren Jobs in der Frankfurter Business-Welt ausgeklinkt, ihr Hobby zum Beruf gemacht und ein kleines Café gegründet. Und weil das Geld erst einmal nicht für ein Etablissement in der Innenstadt ausreichte, haben sie mit einem kleinen Lokal im Weinort Geisenheim begonnen. Das war im Jahre 2015. Mittlerweile ist das vegane Café zu einem Restaurant geworden und deutlich größer, aber immer noch ohne jeden Pomp und ausgesprochen entspannt.
Ich gehöre in Fachkreisen zu den bekanntesten Trüffelspezialisten in Deutschland, Europa und der übrigen Welt. So etwa der Inhalt eines Traumes von gestern Nacht. In der Realität bestehen diese Fachkreise leider im Wesentlichen aus mir selbst, und der Autor erwähnt mich in seinen Danksagungen am Schluss des Buches wahrscheinlich deshalb nicht. Da gibt es ganz andere Connaiseure und Schwergewichte in der diffusen Welt der unterirdischen Knollen. Christian Volbracht gehört zu ihnen. Er behält den Durchblick im Mythennebel um die Objekte der Begierde. Und ich erkenne seine Jahrzehnte währende journalistische Schulung und Bildung. Klassisch, und nicht nur für Lokaljournalisten geltend. „Mittendrin aber niemals zu nah dran.“ (Südkurier)
„Ich weiß nur das eine; wie sich auch die Zeiten ändern mögen: das Caféhaus in Wien bleibt.“ (Zitat auf dem Rücktitel)
Alain Ducasse hat neulich in einem Interview darauf hingewiesen, dass er schon 1987 ein vegetarisches Menü angeboten hat, also exakt zu dem Zeitpunkt, an dem er in Monaco das „Louis XV“ übernommen hat. Er gehörte zu den ersten Köchen, die Gemüse sozusagen ernst nahmen und auch für die diversen Sorten dezidierte Kochtechniken und Gargrade entwickelten. Sein Reflex auf die Kochtechnik ist also nicht auf die Kerntemperaturen von Fleisch und Fisch beschränkt – auch wenn er nicht so weit gegangen ist, auch für Gemüse Kerntemperaturen zu entwickeln. Ganz allgemein war und ist Ducasse immer sehr nah am kulinarischen Puls der Zeit. Oft ist er sogar so nah, dass er der erste Spitzenkoch ist, der Trends der Gastronomie aufnimmt und sie mit seinen Fähigkeiten auf ein neues Niveau hebt.