Trüffel-Fieber. Autor: Michael Heiler, 1. Auflage 2020, ISBN: 978-3-00-066700-8

Nach 15 Jahren eigener Erfahrung mit den unterirdisch wachsenden Pilzen und Studium der Standardwerke wissenschaftlicher und belletristischer Art, ist es nicht gerade einfach, in eine Rezension eines weiteren Buches einzusteigen. Manchmal gibt es seltsame Zufälle, die etwas bewirken. Heute wieder einer. Im Radio lief ein uralter Song der Animals. Titel: Inside locking out. Ach ja, tolle Zeiten. Aber was hat das mit dem Buch zu tun? Es ist schnell erklärt. Ich lese aus den Geschichten rund um die Trüffeljagd den Insider heraus, der Lesende teilhaben lässt. Teilhaben an der Kunst, Trüffel zu finden und sie sorgsam zu remontieren, so der Fachausdruck, den ich beisteuere. Der ausschauende Insider ist Michael Heiler. Was beim ersten Übersichtslesen sofort auffällt ist die persönliche und authentische Textgestaltung, ich meine seinen Schreibstil. Keine aufgesetzte wissenschaftliche Ausrichtung, keine Tabellen, keine Sporenbilder.

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Was denn nun? Tokio oder New Wave oder nichts von beidem?

Andrea Fazzari: Tokyo new wave. 31 chefs defining Japan’s next generation, with recipes. Ten Speed Press, New York 2018. 297 S., Hardcover, ca. 32 Euro (in englischer Sprache)

Es hat seine Gründe, warum ich hier dieses Buch von Andrea Fazzari aus dem Jahre 2018 erst nach dem neuen von 2020 bespreche. Das neue („Sushi Shokunin. Japan’s Culinary Masters“), das ich in der letzten Woche vorgestellt habe, befasst sich mit den Sushi-Meistern, die ganz in der Tradition stehen und aus dieser Tradition heraus ihre individuellen Varianten entwickelt haben.

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Ist dies eines der besten kulinarischen Bücher?

Andrea Fazzari: Sushi Shokunin. Japan’s Culinary Masters. Assouline Publishing, New York 2020. 280 S., geb., Hardcover mit Prägedruck und Seidenbezug. (in englischer Sprache, erhältlich z.B. über Amazon, 69,99 Euro)

Bei all dem Ärger, den wir in unserer Szene seit viel zu langer Zeit haben, muss man sich zwischendurch auch einmal wieder richtig freuen können und dürfen…

Es gibt ganz, ganz selten Bücher, die lösen bei mir so viele spontane Inspirationen aus, dass ich in der Nacht noch weiterdenke. Dieses Buch ist ein solcher Fall, und das liegt daran, dass hier alles mögliche, sensationell Gute zusammenkommt.

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Michelin vs. Stiftung Restaurantkritik. Eine notwendige Überlegung

Im Zusammenhang mit der neuen Ausgabe des Michelin und dieses Mal auch im Zusammenhang mit dessen sponsorenlastiger Präsentation wurde wieder einmal viel und global kritisiert. Manche Beobachter scheinen den Eindruck zu haben, als ob man irgendwie hilflos diesem System ausgeliefert sei, und dessen merkwürdige Entwicklungen nur noch über sich ergehen lassen oder komplett ablehnen kann. … Weiterlesen

Maison CF (Hrsg.): Refettorio. 37 Recettes Anti-Gaspi. Maison CF, Paris 2020, 220 S., Hardcover, Ganzleinen, 42 Euro (in französischer Sprache)

Ich möchte für dieses Buch und dieses Projekt einmal um Ihre ganz besondere Aufmerksamkeit bitten.

Koch-Weltstar Massimo Bottura von der „Osteria Francescana“ in Modena stammt aus einer kulturell gebildeten und aktiven Familie und hat selber vielfältige Interessen entwickelt. Vor allem aber hat er vor einigen Jahren mit seiner Frau eine Organisation namens „Food for Soul“ gegründet, die mittlerweile vier „Restaurants“ namens „Refettorio“ betreibt/initiiert hat. Ich habe das Wort „Restaurants“ absichtlich in Anführungszeichen gesetzt, weil es sich hier nicht um kommerzielle, sondern um wohltätige Einrichtungen handelt, in denen täglich für Bedürftige gekocht wird. Es gibt „Refettorios“ in Mailand (das war das erste, es heißt „Refettorio Ambrosiano“), in Rio de Janeiro, in London und seit 2018 auch in Paris. In diesem Buch geht es um das Refettorio in Paris, das sich in der Krypta der Kirche La Madeleine befindet.

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Paul Ivic: Restlos glücklich. Klimafreundlich, nachhaltig, vegetarisch & vegan. Brandstätter Verlag, Wien 2021. 192 S., geb., Hardcover, 28 Euro

Es ist eine gute Entwicklung, wenn zunehmend wirklich gute Köche auch in den Bereich von populären Büchern vordringen. Die Phase, in der jeder Verlag meinte, man müsse eine BloggerIn nach der anderen beschäftigen, sollte langsam zu Ende gehen, weil hier so gut wie nie Fortschritte erzielt werden, sondern sich eher Wahllosigkeit breit macht. Bei genauer Betrachtung bleibt von der kulinarischen Substanz vieler Bücher aus dieser Szene überhaupt nichts übrig, und wenn man einmal auf etwas stößt, das irgendwie passabel wirkt, ist es meist irgendwie „zusammengeklaut“. Dass viele solcher Kochbücher dann auch noch erfolgreich sind, beweist keineswegs das Gegenteil, sondern nur, dass es ein ausreichend unkundiges Publikum gibt, das so etwas mag und für gute Küche hält.

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Heiko Antoniewicz: Aromen. Das Kochbuch. Kreativ kombinieren für neue Geschmackserlebnisse. Dorling Kindersley Verlag, München 2021. 239 S., geb., Hardcover, 28 Euro

Der wichtigste deutsche Impulsgeber für neue Techniken und Ideen geht mit diesem neuen Buch zwei wichtige Wege, die vielleicht dazu führen, dass er aus dem vorwiegend professionellen oder Privatkoch-Bereich an ein wesentlich größeres Publikum kommt. Schon im Titel von „Aromen“ wird das Wort „Foodpairing“ nicht mehr benutzt, sondern eine allgemeinverständliche Formulierung gewählt. Zur Erinnerung: „Flavour Pairing“ war der Titel des grundlegenden Antoniewicz-Werkes von 2013. Nichts gegen seine bisherigen Verlage und ihre verdienstvolle Arbeit, aber jetzt gibt es einen Versuch bei einem „Major Label“ und das merkt man dem ganzen Buch an. Antoniewicz versucht, das Thema breiter aufzustellen und eine breitere Leserschaft zu erreichen. Dazu gehören – wie zu zeigen sein wird – auch Rezepte, die etwas eher in Reichweite von Lesern liegen, die nicht so ohne weiteres über das ganze küchentechnische Programm und Verständnis verfügen.

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The Japanese Culinary Academy (Hrsg.): Introduction to Japanese Cuisine. Nature, History and Culture. Shuhari Initiative, Kyoto 2015. 216 S., geb., Hardcover. (ca. 49 Euro, in englischer Sprache)

Die Anzahl japanischer Kochbücher, die in andere Sprachen übersetzt werden, hält sich nach wie vor sehr in Grenzen. Die meisten Publikationen über japanische Küche, die bei uns kursieren, sind von AutorInnen geschrieben, die vielleicht vom Thema fasziniert sind, aber eben nur über eine Art gebrochenes Wissen verfügen, bei dem immer die Gefahr besteht, dass es an Authentizität und vor allem an Tiefe mangelt. Insofern konnte man über „Japon Gourmand“ von Laure Kié, das ich hier am 20.7.2020 vorgestellt habe, erst einmal sehr zufrieden sein, weil sich dort Einordnung und Bewertung weitgehend in Grenzen hielten, man aber wirklich Unmengen an Informationen aus dem täglichen kulinarischen Leben der Japaner bekam.

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Am alpinen Wesen wird die Kochkunst genesen

Joschi Walch/Christian Seiler: Rote Wand. Das Kochbuch. Christian Seiler Verlag, Wien 2020. 400 S., geb., Hardcover, 38 Euro

Die Restaurants im alpinen Raum haben einige große Vorteile, mit deren Hilfe sie heute stärker denn je ihr Profil schärfen. Wer in diese Gegend fährt, erwartet mittlerweile oft Regionales – die alpinen Ballermänner einmal ausgenommen.

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Thomas Ruhl: Die junge bayerische Küche. Von Tradition und neuen Einflüssen. Edition Port Culinaire, 2021. 256 S., geb. Hardcover, 29,90 Euro

Es ist unumstritten, dass wir in Deutschland mit unseren Regionalküchen noch nicht so gut zurechtkommen wie etwa die Franzosen, Italiener oder Spanier mit ihren regionalen Spezifitäten. Das gilt sowohl für die traditionellen Formen, die bei uns oft schon verwässert sind, wie für die Optimierungen oder kreativen Weiterführungen in der Spitzenküche. Über die Gründe habe ich – auch hier – schon häufig geschrieben. Dass es Zeit wird, neue Wege zu finden und zu gehen, ist ebenfalls längst unumstritten – außer vielleicht bei einigen Hardcore-Brauereiküchen-Fans, die ohne jede Spur von Reflektion immer nur das Gleiche wollen.

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