Man wird nicht umhinkönnen, das neue Gault&Millau-Magazin weitgehend konzeptlos, überflüssig und im Detail auch noch ärgerlich zu finden. Man findet nichts, das es nicht seit vielen Jahren auch in anderen Magazinen gibt, epigonale Standards also. Es wirkt so, als ob man aus den üblichen Versatzstücken etwas zusammengepuzzelt hätte, dazu noch die öde, anämische Titelbild-Ästhetik von „Salon“ kopiert und mittels Layout-Moden (viel weiße Flächen) nebst dickem Papier schließlich auf scheinriesenartige 186 Seiten gekommen wäre.
Rezension: Karotten Knackig, Frisch und Vielseitig Überraschende Rezepte für Süßes und Herzhaftes
Autorin: Marie Klee LV.Buch 1. Auflage 2021 ISBN 978-3-7843-5086-0 Rezension: Karotten Knackig, Frisch und Vielseitig Überraschende Rezepte für Süßes und Herzhaftes Autorin: Marie Klee LV.Buch 1. Auflage 2021 ISBN 978-3-7843-5086-0 Sind Karotten wirklich vielseitig? Eigentlich nicht, also was die äußere Erscheinung betrifft. Die Autorin beschreibt ihre Formen als zylindrisch, kegelförmig oder rund. Vielseitig bezieht sich … Weiterlesen





Nach 15 Jahren eigener Erfahrung mit den unterirdisch wachsenden Pilzen und Studium der Standardwerke wissenschaftlicher und belletristischer Art, ist es nicht gerade einfach, in eine Rezension eines weiteren Buches einzusteigen. Manchmal gibt es seltsame Zufälle, die etwas bewirken. Heute wieder einer. Im Radio lief ein uralter Song der Animals. Titel: Inside locking out. Ach ja, tolle Zeiten. Aber was hat das mit dem Buch zu tun? Es ist schnell erklärt. Ich lese aus den Geschichten rund um die Trüffeljagd den Insider heraus, der Lesende teilhaben lässt. Teilhaben an der Kunst, Trüffel zu finden und sie sorgsam zu remontieren, so der Fachausdruck, den ich beisteuere. Der ausschauende Insider ist Michael Heiler. Was beim ersten Übersichtslesen sofort auffällt ist die persönliche und authentische Textgestaltung, ich meine seinen Schreibstil. Keine aufgesetzte wissenschaftliche Ausrichtung, keine Tabellen, keine Sporenbilder. 

Bei all dem Ärger, den wir in unserer Szene seit viel zu langer Zeit haben, muss man sich zwischendurch auch einmal wieder richtig freuen können und dürfen…
Ich möchte für dieses Buch und dieses Projekt einmal um Ihre ganz besondere Aufmerksamkeit bitten.
Es ist eine gute Entwicklung, wenn zunehmend wirklich gute Köche auch in den Bereich von populären Büchern vordringen. Die Phase, in der jeder Verlag meinte, man müsse eine BloggerIn nach der anderen beschäftigen, sollte langsam zu Ende gehen, weil hier so gut wie nie Fortschritte erzielt werden, sondern sich eher Wahllosigkeit breit macht. Bei genauer Betrachtung bleibt von der kulinarischen Substanz vieler Bücher aus dieser Szene überhaupt nichts übrig, und wenn man einmal auf etwas stößt, das irgendwie passabel wirkt, ist es meist irgendwie „zusammengeklaut“. Dass viele solcher Kochbücher dann auch noch erfolgreich sind, beweist keineswegs das Gegenteil, sondern nur, dass es ein ausreichend unkundiges Publikum gibt, das so etwas mag und für gute Küche hält.
Der wichtigste deutsche Impulsgeber für neue Techniken und Ideen geht mit diesem neuen Buch zwei wichtige Wege, die vielleicht dazu führen, dass er aus dem vorwiegend professionellen oder Privatkoch-Bereich an ein wesentlich größeres Publikum kommt. Schon im Titel von „Aromen“ wird das Wort „Foodpairing“ nicht mehr benutzt, sondern eine allgemeinverständliche Formulierung gewählt. Zur Erinnerung: „Flavour Pairing“ war der Titel des grundlegenden Antoniewicz-Werkes von 2013. Nichts gegen seine bisherigen Verlage und ihre verdienstvolle Arbeit, aber jetzt gibt es einen Versuch bei einem „Major Label“ und das merkt man dem ganzen Buch an. Antoniewicz versucht, das Thema breiter aufzustellen und eine breitere Leserschaft zu erreichen. Dazu gehören – wie zu zeigen sein wird – auch Rezepte, die etwas eher in Reichweite von Lesern liegen, die nicht so ohne weiteres über das ganze küchentechnische Programm und Verständnis verfügen.
Die Anzahl japanischer Kochbücher, die in andere Sprachen übersetzt werden, hält sich nach wie vor sehr in Grenzen. Die meisten Publikationen über japanische Küche, die bei uns kursieren, sind von AutorInnen geschrieben, die vielleicht vom Thema fasziniert sind, aber eben nur über eine Art gebrochenes Wissen verfügen, bei dem immer die Gefahr besteht, dass es an Authentizität und vor allem an Tiefe mangelt. Insofern konnte man über „Japon Gourmand“ von Laure Kié, das ich hier am 20.7.2020 vorgestellt habe, erst einmal sehr zufrieden sein, weil sich dort Einordnung und Bewertung weitgehend in Grenzen hielten, man aber wirklich Unmengen an Informationen aus dem täglichen kulinarischen Leben der Japaner bekam.