Die Lage spitzt sich zu

Auf dem Weg zu der nächsten MinisterpräsidentInnen-Runde läuft man sich wieder mit Vorschlägen warm, und diese Vorschläge werden immer bizarrer. Wenn es so weitergeht, scheint eine Öffnung der guten Restaurants noch nicht absehbar zu sein. – Die Kanzlerin erwähnt ganz nebenbei, dass man an eine Öffnung der Gastronomie erst einmal noch gar nicht denken kann. … Weiterlesen

Kulinarische Simplexität und die Schnittmengenküche

Seit einiger Zeit taucht immer wieder einmal ein scheinbar widersinniger Begriff namens „Simplexität“ auf. Wenn er verwendet wird, meint man damit die Mischung aus Einfachheit/Simplizität und Komplexität. Vor ein paar Tagen traf ich ihn dann in einem kulinarischen Zusammenhang, und zwar in einem großen Text über den französischen Drei-Sterne-Koch Laurent Petit vom „Le Clos des Sens“ in Annecy-le-Vieux im französischen „Yam“-Magazin (Ausgabe 58 vom November 2020). Die Stories werden dort immer mit einem längeren Interview eingeleitet. Als Petit danach gefragt wurde, wie er seinen Stil beschreibe, verwendete er den Begriff „Simplexität“.

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Thomas Ruhl: Die junge bayerische Küche. Von Tradition und neuen Einflüssen. Edition Port Culinaire, 2021. 256 S., geb. Hardcover, 29,90 Euro

Es ist unumstritten, dass wir in Deutschland mit unseren Regionalküchen noch nicht so gut zurechtkommen wie etwa die Franzosen, Italiener oder Spanier mit ihren regionalen Spezifitäten. Das gilt sowohl für die traditionellen Formen, die bei uns oft schon verwässert sind, wie für die Optimierungen oder kreativen Weiterführungen in der Spitzenküche. Über die Gründe habe ich – auch hier – schon häufig geschrieben. Dass es Zeit wird, neue Wege zu finden und zu gehen, ist ebenfalls längst unumstritten – außer vielleicht bei einigen Hardcore-Brauereiküchen-Fans, die ohne jede Spur von Reflektion immer nur das Gleiche wollen.

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Der Koch und ich – Kapitel 5 Relais du Cap Fréhel mit Autocorso

Relais du Cap Fréhel mit Autocorso Am nächsten Tag sprang unser hellgrüner Renault 12 nicht an. Zweieinhalb Tage Licht anlassen war zuviel. Warnsignale waren damals unbekannt. Der Renault war unser zweites Auto, das erste war ein DAF 33, die berühmte Vollautomatik, die vorwärts wie rückwärts gleich schnell fahren konnte. Der Fischlieferant der Bar Tonquedec fuhr … Weiterlesen

Neues von einem sehr sensiblen Punk

Guillaume Sanchez/Henry Michel: Post-Cuisine. Éditions du Chêne/Hachette Livre, Paris 2020. 328 S., geb., Hardcover, 39,90 Euro (in französischer Sprache, z.B. bei Amazon erhältlich)

Der französische Sternekoch Guillaume Sanchez (30) ist einer der bemerkenswertesten Köche seiner Generation. Das scheint natürlich erst einmal an seinem wirklich punkigen Aussehen zu liegen, das ihm frühzeitig allerlei Bilder in allerlei Zeitungen eingebracht hat. Seine Tätowierungen wirken eben nicht wie nach Hipster-Art sorgsam geplant und zusammengespart, sondern teilweise ziemlich spontan und entsprechend schräg und authentisch. Und weil er auch schon früh interessante Kochbücher geschrieben hat, konnte er schon im Jahre 2015 mit dem „Nomos“ in Paris sein erstes Restaurant aufmachen.

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Corona-Update: Die Zeit heilt keine Wunden

Es ist Ihnen sicher schon aufgefallen: Nach dem jeweils letzten Verschärfungsbeschluss zu neuen Corona-Maßnahmen ist ein paar Tage Ruhe. Dann geht es wieder los mit den Diskussionen, mit neuen Vorschlägen, aber auch mit einer hochbrisanten Kommunikation im Merkel-Stil. In der aktuellen, einstündigen Rede der Kanzlerin zum Thema kam die Gastronomie nicht ein einziges Mal vor. … Weiterlesen

Michelin Frankreich 2021: Vorne hui, hinten pfui?

Foto © Michelin France
Wer die Live-Übertragung des französischen Guide Michelin anlässlich der Ausgabe 2021 am letzten Montag gesehen hat, musste eigentlich genau den Eindruck bekommen, den man offensichtlich bei Michelin kommunizieren wollte. Man hatte zwar – ziemlich demonstrativ – den Eiffelturm als Dekor gewählt, hielt dann aber eine Zeremonie voller Bescheidenheit ab, bei der der Chef der Führer, Gwendal Poullennec, fast ein wenig schüchtern und unbeholfen ständig mit seinen Händen in der Gegend herumruderte. Jedem professionellen Moderator würde man das schnell abgewöhnen. Aber das nur am Rande.

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Der Koch und ich – Kapitel 4 Bretagne, mon amour oder Soupe jaune

Bretagne, mon amour oder Soupe jaune
Das Studentenleben bot genügend Gelegenheit zur üppigen Lebensgestaltung.Die ersten Reise in die Bretagne Anfang der 70er war wohl eine Schicksalsbegegnung. Eine von vielen. Hier traf ich auf die lockere, französische Lebensart.

Wir landeten nach unendlich langer Fahrt von Bonn aus im kleinen Ort St. Benoit des Ondes und zwar in der Bar Tonquedec. Ich war hundemüde und sah am Straßenrand Personen und Dinge, die gar nicht existierten. Und so stammelten wir einfach in dieser Bar nach einem Zimmer, das draußen als „Tout confort“ avisiert wurde. In der Bar wallte ein eigentümlicher Geruch nach Fisch und Gitanes Mais. Die Patronin, Madam Tonquedec, zeigte uns einen Raum, der eine Tapete hatte, die aussah wie mein Schlafanzug und meinte, so übersetzte ich jedenfalls, dass der Zimmerpreis die Halbpension einschließe.

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Ralf Bos wird 60! Wie konnte das passieren?

Es ist kaum zu fassen: Ralf Bos, der Herr über Millionen von Produkten, Chefingenieur im Maschinenraum der deutschen Gastronomie, Hoflieferant der Großen, der Spitzen- und weniger Spitzenküchen, Ausstatter sämtlicher kulinarischer Opern bis hin zu Kreuzfahrtschiffen, Trüffelpapst und Wohltäter wird heute doch tatsächlich 60 Jahre alt. Aber – lassen wir uns nicht von Zahlen täuschen. Ralf … Weiterlesen

Versagt die Dehoga-Führung in der gegenwärtigen Krise?

Ingrid Hartges © DEHOGA Bundesverband/Svea Pietschmann

Am 28.12.2020 habe ich in der Weihnachts- und Neujahrspause von www.eat-drink-think.de auf meinen Facebook-Accounts folgenden Text veröffentlicht:

Wir brauchen – vor allem für die Gastronomie – eine NEUBEWERTUNG DES INZIDENZWERTES. Wenn die 50 weiter der Maßstab für Wiedereröffnungen bleibt, sehen wir noch etlichen Monaten größter Probleme entgegen. Der Wert wurde im Frühjahr ohne große Erfahrungen mit der Risikobewertung eher willkürlich eingeführt. Heute brauchen wir eine BESSERE BALANCE zwischen den gesundheitlichen Risiken und denen für den Fortgang des gesellschaftlichen Lebens.

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